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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 11
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0596

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BÜKTIONSNACHRICHTEN

PARIS
Die Auktion M. von Nemes
Am 17. und 18. Juni wurde
die Bildersammlung von Nemes
versteigerr. Man hatte,namentlich
in Deutschland, viel über diesen Sammler, über seine
Neigungen und Absichten, gesprochen und geschrieben.
Das Ganze des erst in den letzten Jahren zusammenge-
brachten ßilderbestandes erregte so viel Interesse, dass
man die Prüfung der Einzelheiten fast vergass. Wirklich
lag dieser Sammelthätigkeit eine Idee zugrunde, und
persönlicher Geschmack gab dem Ganzen zugleich Uni-
versalität und Einseitigkeit. Die üblichen Scheidelinien
waren verwischt, indem Altes neben Modernem stand.
Dieser Sammler hat die Hervorbringungen vergangener
Jahrhunderte nicht als Archäologe oder Historiker be-
trachtet, hat sich nicht „in den Geist der Zeiten ver-
setzt", sondern mit Selbstvertrauen nach dem Geschmack
und der Sehweise von heute das ihm Zusagende der
Vergangenheit gewählt und gleichsam eine Ahnen-
galerie der Cezanneschen Kunst geschaffen. Diese nicht
gewöhnliche Idee trat aber nicht mit gleichmüssiger
Klarheit hervor. Sie wurde am deutlichsten in dem

gewaltsamen Hervortreten Grecos. Wie sich mensch-
lichen Absichten in der rauhen Wirklichkeit Widerstände
entgegenstellen, so waren in der von Nemes-Galerie
nicht wenige Bilder, die mit der Idee nichts zu thun
hatten. Ein „Stilleben" von Chardin zum Beispiel ge-
hörte in die Ahnengalerie, war aber nicht da. Dafür
war ein Nattier da. Soweit man aus dem Ganzen den
Geschmack des Sammlers beurteilen konnte, dürfte er
schwerlich ein Bewunderer Nattiers sein. Man sollte
meinen, dass diesem Verehrer der freien Pinselkunst
nichts so begeistern würde als eine Schöpfung aus Rem-
brandts letzten Jahren. Unter den drei Rembrandt-
Bildern der Galerie war aber nur das frühe, sorgfältig
durchgebildete Bildnis des „Vaters" von Bedeutung.

Die Bilder wurden zu angemessenen, zum Teil hohen
Preisen verkauft. Es wurde nicht recht klar, in welche
Hände sie gelangten. Die deutschen Museen waren stark
vertreten, scheinen aber nicht viel gekauft zu haben.
Amerika und England hielten sich zurück. Vieles wurde
vom Pariser Kunsthandel übernommen. Stark war die
Teilnahme ungarischer Privatleute. Es scheint, dass das
Vorbild des leidenschaftlichen Sammlers in seiner Heimat
anregend gewirkt hat.

GUSTAVE COUKBET, NACKTE FRAU
AUKTION V. NEMES, l'ARIS

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