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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 12
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Waldmann, Emil: Notizen zu Chassériaus Fresken
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0615

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ditation". Ferner noch „Le com-
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und noch einige dekorative Pan-
neaus, wie die „Oceanide". Im
Jahre i 848 wurde das Werk ent-
hüllt, Chasseriau erhielt 30000
Frank dafür.

Während der Herrschaft der
Kommune 1870 bis 1871 ward
das Palais d'Orsay, das an der Seine
lag, da, wo heute der Bahnhof
steht, zerstört, die Ruinen standen
dann noch mehr als ein Viertel-
jahrhundert öde und leer herum.
Die Fresken, wie durch ein Wun-
der dem Verbrennen entgangen,
verfielen langsam infolge der Un-
achtsamkeit des Staates. Als im
Jahre 1897 die Ruinen dann abge-
brochen werden sollten, bildete
sich ein Komitee von Kunstfreun-
den unter dem Vorsitz von Ary
Renan, das im wesentlichen aus den
Herren Arthur Chasseriau (dem
Neffen und Pflegesohn des Malers),
Roger Marx, Leonce Benedite,
Raymond Koechlin, H. Marcel,
G. Dreyfus, Arscne Alexandre u. a.
bestand. Nachdem die Compagnie
d'Orleans, der nach längerem Pro-
zessieren die Fresken als Eigentum
zugesprochen wurden, diese dem
obengenannten Komitee als Ge-
schenk überwiesen hatte, blieben
noch genau acht Tage, um sie von
den Wänden loszulösen. Man ar-
beitete fieberhaft, löste die Gemälde in Stücken
von 60 bis 80 Quadratzentimetern Umfang vor-
sichtig von den Mauern los und rettete auf diese
Weise etwa 60 Quadratmeter bemalter Fläche.
Manche bereits ganz oder halb zerstörte Partien
wurden aufgegeben, aber auch mehrere intakte
Stücke mussten aus Zeitmangel an Ort und Stelle
belassen und dem Untergange preisgegeben werden.
Was gerettet war, wurde in Kisten verpackt und in
den Magazinen des Louvre-Museums aufbewahrt.
Das Fragment aus dem Fresko „La Paix" mit den
jungen Müttern und den Landleuten, sowie die
„Oceanide", wurden vor einigen Jahren auf Lein-
wand übertragen und sind jetzt im Louvre aus-
gestellt, an der Treppe zum zweiten Stock, da,

TH. CHASSERIAU, ABBE LACORDAIRE (CA. 1834)

LOUVRE

wo man hinaufgeht zu den Sälen der Sammlung
Thomy-Thierry. Es besteht Hoffnung, dass auch
die anderen Fragmente in nicht allzuferner Zeit im
Louvre der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden.

Die Komposition des „Paix" ist ungefähr er-
sichtlich aus der vorbereitenden Zeichnung, die
Baron A. Chasseriau besitzt (Abbildung S. 598).
Zwar hat Chasseriau noch viel geändert und sich
immer mehr und immer glücklicher von seinem
Vorbilde, von Ingres „Apotheose Homers", ent-
fernt. Aber die formale Gesamtidee ist geblieben,
in der Mitte die Figur des Friedens mit dem Lor-
beerzweig, welche Künste und Wissenschaften,
Familienleben und Landbau schützt. — Es war

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