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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 12
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Ponten, Josef: Briefe und Akten: zur Geschichte der Aachener Fresken Alfred Rethels
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0626

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der festen Überzeugung bei, dass dann die Umgebung
der Freskogemälde mit diesen die wünschen swerthe
Übereinstimmung erhalten und denselben die erwartete
Wirkung sichern werden. Auch der Verwaltungs-
Rath zweifelt nicht daran, dass Herr Rethel mit der
Wahl des A. Müller sich einverstanden erklären werde,
namentlich, wenn der von Letzterm demnächst aus-
gehende Entwurf der Genehmigung des Ersteren in
irgend einer zulässigen Form unterliegen muss.

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Wenn Euer Hochwohlgcboren es wünschen sollten,
so ist der Verwaltungs-Rath sehr gern bereit, mit dem
And. Müller die desfallsige Unterhandlung zu führen,
und gewärtige ich in dieser Beziehung eine baldige
geneigte Rückäusserung.

Mit vorzüglicher Hochachtung habe die Ehre zu
zeichnen

Euer Hoch wohlgeboren ergebenster
Wiegmann.
An Bürgermeister Herrn Contzen Hochwohlgeboren

zu Aachen.

(Abschrift.)

Alfred Rethel an Andreas Müller.

Rom, den yten Nov. iSj2.
Lieber Müller.

Schon immer ist es mein Wunsch gewesen, die
ornamentale Ausschmückung des Aachener Rathhaus
Saales in Deinen Händen zu sehen, weil ich das beste
l rertrauen zu Dir habe und glaube, dass keiner besser
wie Du diesen Auftrag ausführen, und für meine
Bilder eine passende Umgebung von wahrhaft künst-
lerischem Werth schaffen wird. Ich bin weit entfernt,
eigensinnig auf meiner Ansicht zu bestehen, da ich
dieselbe ja nur flüchtig entworfen, und nicht einmal
Ortlichkeit und Bilder dabei vor Augen gehabt habe,
wodurch ein Missgriff in der Farbe wohl leicht mög-
lich geworden ist. leb bin daher sehr zufrieden, wenn
Du die Sache übernehmen willst und lasse Dich was
mich anbetrifft, mit allem Vertrauen völlig frei
schaffen. —

Nur eines möchte ich Dich bitten: halte Dich in
Deinen Entwürfen nicht an den italienischen Styl,
sondern mehr an den altgothisehen, welcher besser mit
meinen Bildern übereinstimmen wird. Auch möchte
ich Dich noch auf eines aufmerksam machen, was ich
zufällig auf einer Reise kennen gelernt habe, und was
Dir vielleicht noch unbekannt ist; In Trier, in der
Liebfrauenkirche sind im Kreuzgang noch aus dem
Mittelalter die Bilder der vier Zeichen der Evangelisten
und sehr schöne architektonische Verzierungen in Fresco

auf weissem Grunde, welche zu sehen Dir bei Deinen
Entwürfen vielleicht von Wichtigkeit sein könnte- ich
mache Dich deshalb darauf aufmerksam. Hier in Rom
gedenke ich einen Carton zu machen, und zwar die
Krönung des Kaisers durch Leo III. in der alten Basi-
lica, für welchen der Aufenthalt hier mir sehr wichtig
sein wird. Unterdess wirst du hoffentlich ohne weitere
Schwierigkeit mit der Aachener Dircction fertig werden,
wie sehr ich dies wünsche, kannst Du Dir denken,
denn ich wüsste keinen von dem ich mit mehr Vertrauen
und Überzeugung eine wahrhaft künstlerische und mit
meinen Bildern übereinstimmende Ornamentik er-
warten dürfte.

Dein A. R.
«
Rethels Schwiegervater August Grahl an den Schrift-
führer des Kunstvereins Professor Wiegmann.
(Urschrift.)

Geehrter Herr Professor!

Ohs)

In Erwiederung auf Ihre geehrte Zuschrift vom
22. d. Mts. sage ich Ihnen und den Freunden meines
Schwiegersohnes den besten Dank für den Antheil, den
sie an seinem Zustande nehmen. Es ist leider ein
sehr trauriger Fall, dass er, ein so talentvoller vor-
trefflicher Mensch und Künstler, von einer so harten
Krankheit befallen worden ist, und Sie können sich
wohl denken, welche Trauer dies über meine Tochter
und mein ganzes Haus gebracht hat; wir haben aber
noch Hoffnung, dass er wiederhergestellt werden kann
und diese ist es, welche uns aufrecht erhält.

Was nun seine Arbeit in Aachen anbetrifft, so ist
es allerdings ganz unmöglich, dass er in diesem fahre
sich damit beschäftigen könnte, und was die Zeit
eines Wiederanfangens anbetrifft, so ist es jetzt auch
noch nicht möglich, darüber schon etwas zu bestimmen.
Ich habe mehrere der ausgezeichnetsten Aerzte konsul-
tirt und von allen Hoffnung seiner Wiederherstellung
erhalten, zugleich aber auch den Ausspruch, dass es
nicht schnell geschehen werde. Wir müssen uns also
mit Geduld waffnen; ich werde es mir aber zur Pflicht
machen Ihnen mitzutheilen, sobald sich eine wesent-
liche Besserung in dem Befinden meines Schwieger-
sohnes, des Herrn Alfr. Rethel, eingestellt hat, und
welches wir recht bald hoffen wollen.

Empfehlen Sie mich den geehrten Herrn des Ver-
waltungsrathes des Düsseldorfer Kunstvereins und emp-
fangen Sie die Versicherungmeinergrössten Hochachtung.

gez. August Grahl.

Dresden, den zj. Juni iSjj.

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