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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 12
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Kunstausstellungen
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Neue Bücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0646

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Aus dem Besitz Geheimrat Seegers in Berlin ist
neben dem Porträt dieses Sammlers von Leibl das krank-
haft umdüsterte Selbstbildnis Feuerbachs vom Jahre
1878 ausgestellt. Um diese beiden Werke gruppieren
sich in dem Zimmer, das man als den Mittelpunkt der
Ausstellung aussprechen darf, verschiedene kleinere
Werke dieses sonst im Kunsthandel allmählich unauf-
findbaren Meisters, ein frühes Bildnis, eine köstlich
farbige Nymphenszene, eine der schwermütigen roman-
tischen Landschaften aus den Bergen von Sabinum. Ein
eigener Raum ist Trübner gewidmet, wo Landschaften
der neuesten farbenbunten Periode dem Schatten-

dunkel früherer Arbeiten vergebens entgegenkämpfen
und das Bildnis der Grisette von 1876 der mächtigen
wurstbekränzten Neufundländerschnauze gegenüber-
hängt. Von Münchnern sind Stadler, Stuck, Haber-
mann und Zügel neben Uhde und einigen frühen
Köpfen aus Slevogts münchner Zeit vertreten. Die
Meister der Berliner Sezession, Corinth und Lieber-
mann, bilden zu den französischen Impressionisten den
Auftakt. Von jüngeren Künstlern durfte zuerst der
Ungarische Maler Feiks mit einer kleinen Kollektiv-
ausstellung sehr ansprechender Bilder von Pferden und
Wettrennen beginnen.

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NEUE BUCHER

BESPROCHEN VON PAUL ERNST

Schöne Bücher.
ls die Buchdruckerkunst entdeckt
wurde, klagten die gebildeten
Leute der Zeit, dass nun das Alter
des guten Buches zuEndesei; man
werde nicht mehr auf schönem
Pergament schöne Buchstaben
zeichnen, bunte und mit Gold er-
höhte Initialen und farbenpräch-
tige Miniaturen malen. Diese Männer hatten Unrecht,
denn wie es schöne Handschriften giebt, so kann es auch
schöne Druckwerke geben; jede Art von Buch hat ihre
Schönheit für sich, welche sie ausbilden kann, und wie
ja glücklicherweise die wertvollsten Dinge immer noch
jenseits der Geldkosten stehen, so kann auch das billigste
Buch schön sein.

Ein schönes Buch zu machen, ist natürlich nicht so
einfach, wie es aussieht. Art der Type, Grad, Durch-
schuss, Satzspiegel und tausend andere Dinge sind bei
dem scheinbar mechanischen Geschäft des Drückens zu
bedenken, und die Wirkung ist so, dass trotz der ma-
schinenmässigen Herstellung bei einem guten Drucke
doch etwas ganz Persönliches geschaffen wird. Eine
Aldine, ein Jensondruck, ein Elzevirband und andere
gewähren einen unstreitigen ästhetischen Genuss.
Kommen Bilder zu dem Buch, so erhöhen sich alle
Schwierigkeiten, und man kann wohl sagen, dass ver-
hältnismässig sehr wenig illustrierte Bücher ganz ge-
glückt sind.

Nun besteht aber auch noch eine Beziehung zwi-
schen dem Inhalt des Buches und seinem Druck. Die
guten Drucke der früheren Zeiten, wo ein allgemein herr-
schender Geschmack vorhanden war, der sich in ihnen
nur verkörperte, haben auf diese Beziehung wenig Ge-
wicht gelegt, wir Heutigen sind auch hier „individuel-
ler" geworden, mit dem Erfolg natürlich, dass die Ge-
fahr des Verunglückens eines Werkes grösser wurde.

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Ein grosser Teil der vernünftigen Freude an Erst-
ausgaben — es giebt auch eine unvernünftige Freude an
ihnen, seit Personen, welche von der Natur bestimmt
sind, Marken zu sammeln, uns armen Bücherliebhabern
die Preise unerhört hochgetrieben haben — rührt daher,
dass in den meisten Fällen der Dichter selber für die
Art des Druckes eines neuen Werkes sorgt und eine
Harmonie zwischen Inhalt und Ausstattung erzeugt, die
dann später verloren geht. So ist es mit Freude zu be-
grüssen, dass ein neuerer Verlag begonnen hat, gute
Bücher in der Art neu zu drucken, wie sie ihrer Zeit
zuerst erschienen. Es liegen zwei solche Werke vor:
Brentanos reizendes Märchen von Gockel, Hinkel
und Gackeleia, und August Wilhelm von Schlegels
Blumensträusse.*

Hier fehlt ja wohl nun das zweite Element der ver-
nünftigen Freude an der Erstausgabe, nämlich das un-
bestimmte Gefühl einer persönlichen Verbindung mit
dem Verfasser, der doch damals noch die Korrekturen
gelesen und so den Druckzeilen gewissermassen noch
etwas von sich mitgeteilt hat; aber wer kann heute
sich jedes alte Buch kaufen, das er sich wünscht! Die
Art, wie die Verleger ihre Aufgabe gelöst haben, dass
sie nämlich nicht ein doch immer leblos wirkendes
mechanisch hergestelltes Faksimile geben, sondern
ein ganz neu gemachtes Buch, scheint mir sehr ge-
schmackvoll, und es wäre sehr zu wünschen, dass bei
ähnlichen Aufgaben andere Verleger ihrem Beispiel
folgten.

Über die Bücher selber braucht ja nichts gesagt zu
werden, sie gehören zu den besten Stücken unserer doch
nicht allzu reichen Literatur.

Brentanos Märchen hat eine Reihe Bilder in Litho-
graphie, die nicht nur an sich reizend sind, sondern
auch so recht eigentlich zu dem Buch gehören, so dass
man es ohne die Bilder nicht recht vollständig findet.

* Verlag von Morawe und Scheffelt, Berlin.





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