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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 10
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Pauli, Gustav: Bernhard Hoetger
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0582

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BERNHARD HOETGER, WEIBLICHE HALBFIGUR

BERNHARD HOETGER, WEIBLICHE HALBFIGUR

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wir rückblickend das Wachstum einer Kunstform
bis zu ihrer vollen Blüte in der impressionisti-
schen Malerei und Plastik verfolgen. Nun aber,
da wir eines solchen Gewinnes gern weiter ge-
messen möchten, sehen wir ihn uns verkümmert.
Den Führern von gestern laufen die Truppen aus-
einander; und noch sind die Helden nicht erschie-
nen, die sie um neue Paniere sammeln. Eben die
Thatsache, dass noch nie soviel Programme wie
heute für die Kunst geschrieben worden sind, ist
der beste Beweis dafür, dass ihr das Programm fehlt
— ein Programm, das gar nicht geschrieben zu
werden braucht, weil es im allgemeinen Bewusst-
sein lebt. An den Zersetzungserscheinungen der
Kunst einer solchen Zeit höhnisch den Schnabel zu
wetzen, ist ein billiges Vergnügen für eitle Kriti-
kaster, die damit bei einem breiten Publikum des
ersehnten Augenblickserfolges gewiss sind. Inter-
essanter wird die Erörterung, wenn gefragt wird,
wie das Dasein solcher Ausdrucksformen, wie die

des absichtlichen Primitivismus, Kubismus und Futu-
rismus, zu erklären und damit gewissermassen zu
rechtfertigen sei. Wenn man Publikationen wie
den „blauen Reiter" oder die Bände des „Sturm"
durchnimmt, so ist es bemerkenswert, wie diese
Vorläufer der Zukunft eigentlich nur im Negativen
allenfalls zu vereinen sind. In ihren Absichten
gehen sie weit auseinander und ebensoweit in der
Bewertung entfernter historischer Formen; nur in
der Ablehnung des eben Erreichten, des Impressio-
nismus, begegnen sie sich einmütig. Damit hängt
es zusammen, dass das Interesse der Künstler an
jener Kunst, die vom Impressionismus bevorzugt
wurde, an der Malerei, sichtlich im Abnehmen be-
griffen ist. Die Höhe des Malenkönnens, auf der
in Deutschland Leibl, in Frankreich Renoir stand,
wird nicht einmal mehr als erstrebenswertes Ziel
angesehen. Man verschmäht somit den goldnen
Boden eines guten Handwerks in dem Augenblick,
als er durch die Bemühungen dreier Generationen

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