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EMIL LETTRE, HALSSCHMUCK
EIN MODERNER GOLDSCHMIED
EMIL LETTRE
VON
KARL SCHEFFLER
mil Lettre nimmt in unserer Zeit
eine besondere Stellung ein, weil
man ihn, in der schönen alten Be-
deutung des Wortes, einen Gold-
schmied nennen muss. Er wirkt
apart weil er das Normale will
und thut; weil er vom Handwerk ausgeht er-
scheint er in einer Zeit, die der Industrie, der
Massenfabrikation, dem Kultus des Talmi oder einer
unedlen Prunksucht gehört, wie ein Individualist.
Es giebt heute ja eigentlich nur noch Inhaber von
Juwelierläden, die in einer Hinterstube auch
Arbeiter beschäftigen, und es giebt daneben Fabriken
von Massenschmuck in Hanau, Pforzheim und
in anderen Industrie-
städten. Die alte
Handwerkstradition,
der gute Werkstatts-
geist haben sich längst
verflüchtigt; an ihre
Stelle ist die Indu-
striegesinnung ge-
treten. Die Folge ist
jene anspruchsvolle
Geschmacksverwil-
derung, die man in
allen Schmuckläden emil lettre, füllhornbroche mit
der Grossstädte wahrnimmt und die zu den be-
schämendsten Erscheinungen unserer Gesellschafts-
kultur und unseres Kunstgewerbes gehört. Indem
Lettre sich grundsätzlich von den Industrietendenzen
separierte, gesellte er sich jener kleinen Gruppe
moderner Kunsthandwerker zu, die ihre gewerb-
liche Thätigkeit mit einem neuen Gentlemangeist
umgeben und die dadurch allein schon vorbildlich
und reformatorisch wirken. Was Lettre als Gold-
schmied ist, das sind, zum Beispiel, Richard L. F.
Schulz als Bronzegiesser, Gottfried HeinersdorfF als
Glasmaler, Poeschel & Trepte als Buchdrucker.
Sie alle wirken modern und wie Pioniere innerhalb
ihrer Kunsthandwerke, weil das Zurückführen der
Arbeitsweise auf
handwerkliche und
künstlerische Grund-
elemente ohne wei-
teres fortschrittlich
und reformatorisch
ist. Vergeistigte
Handwerker wie
diese — man könnte
noch andere nennen
— stehen der neuen
Bewegung im Kunst-
steinen. Entwurf von pfeiffer gewerbe nahe; aber
615
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EMIL LETTRE, HALSSCHMUCK
EIN MODERNER GOLDSCHMIED
EMIL LETTRE
VON
KARL SCHEFFLER
mil Lettre nimmt in unserer Zeit
eine besondere Stellung ein, weil
man ihn, in der schönen alten Be-
deutung des Wortes, einen Gold-
schmied nennen muss. Er wirkt
apart weil er das Normale will
und thut; weil er vom Handwerk ausgeht er-
scheint er in einer Zeit, die der Industrie, der
Massenfabrikation, dem Kultus des Talmi oder einer
unedlen Prunksucht gehört, wie ein Individualist.
Es giebt heute ja eigentlich nur noch Inhaber von
Juwelierläden, die in einer Hinterstube auch
Arbeiter beschäftigen, und es giebt daneben Fabriken
von Massenschmuck in Hanau, Pforzheim und
in anderen Industrie-
städten. Die alte
Handwerkstradition,
der gute Werkstatts-
geist haben sich längst
verflüchtigt; an ihre
Stelle ist die Indu-
striegesinnung ge-
treten. Die Folge ist
jene anspruchsvolle
Geschmacksverwil-
derung, die man in
allen Schmuckläden emil lettre, füllhornbroche mit
der Grossstädte wahrnimmt und die zu den be-
schämendsten Erscheinungen unserer Gesellschafts-
kultur und unseres Kunstgewerbes gehört. Indem
Lettre sich grundsätzlich von den Industrietendenzen
separierte, gesellte er sich jener kleinen Gruppe
moderner Kunsthandwerker zu, die ihre gewerb-
liche Thätigkeit mit einem neuen Gentlemangeist
umgeben und die dadurch allein schon vorbildlich
und reformatorisch wirken. Was Lettre als Gold-
schmied ist, das sind, zum Beispiel, Richard L. F.
Schulz als Bronzegiesser, Gottfried HeinersdorfF als
Glasmaler, Poeschel & Trepte als Buchdrucker.
Sie alle wirken modern und wie Pioniere innerhalb
ihrer Kunsthandwerke, weil das Zurückführen der
Arbeitsweise auf
handwerkliche und
künstlerische Grund-
elemente ohne wei-
teres fortschrittlich
und reformatorisch
ist. Vergeistigte
Handwerker wie
diese — man könnte
noch andere nennen
— stehen der neuen
Bewegung im Kunst-
steinen. Entwurf von pfeiffer gewerbe nahe; aber
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