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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 2
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Waldmann, Emil: Die Moderne im Wallraf-Richartz-Museum, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0081

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glänzt. Der Zusammenhang mit Constables Skizzen
ist, wie so oft in jener Periode, greifbar, aber auch
mit Studien des Dresdeners Dahl und des Berliners
Blechen. Gewisse Partieen, die Bäume und beson-
ders der Himmel, erinnern an Menzels „Blick auf
den Garten des Albrecht-Palais" der National-
galerie, und so wird das bezaubernde Bildchen bald
nach 1845 entstanden sein, damals als das Studium
Constablescher Skizzen (Ausstellung im Hotel de
Rome) Menzel zu einer erhöhten Geschmeidigkeit
des Pinselstriches anfeuerte.

Max Slevogt ist seiner Bedeutung entsprechend

Köchin" von Gotthard Kühl vom Jahre 1903.
Dunkelgrün, Schwefelgelb, Weiss und starkes Blau
stehen hier in aller Kraft und Reinheit zusammen
und erhöhen den Eindruck der heiteren Stärke, der
dem Gegenstand so angemessen ist. Fritz von Uhdes
„Drei Mädchen im Garten" sagen nichts anderes
als was ähnliche Fassungen des gleichen Themas
nicht auch sagten. Eine feine Persönlichkeit inner-
halb des impressionistischen Rahmens ist August
Deusser, dessen kleines Kürassierbild „Pauker und
Trompeter" durchaus nicht nur aus lokalpatrio-
tischen Gründen in der Galerie hängt, ebenso wie

PAUL GAUGUIN, REITER AM MEER

noch nicht in diesem Museum vertreten. Sein
„Französischer Kürassier" vom Jahre 1909 giebt
nur eine Probe seines Könnens, man fasst den Elan
dieser Kunst auf. Mit stupender Eindringlichkeit
der Zeichnung (man sehe allein einmal den Aus-
druck der Silhouette!) giebt er seiner Malerei erst
den wahren inneren Nerv, man empfindet, wie die
Graphik, der er seit einem Jahrzehnt mit Leiden-
schaft zugethan ist, seiner Malerei neue Kräfte zu-
geführt hat, und man wartet gespannt auf die
Meisterwerke, die hier noch latent sind.

Das Bild des deutschen Impressionismus wird
ergänzt durch eine äusserst lebendig gemalte und in
der farbigen Haltung sehr selbständige „Lachende

die „Korngarben" des Rheinländers Julius Bretz:
feines Naturempfinden mit malerischer Kultur und
einer gewissen Energie des Sehens gestaltet. —

Neben den beiden Sammelgebieten, dem deut-
schen „Realismus" und dem französisch-deutschen
„Impressionismus" hat die Galerie noch ein drittes
in ihr Programm eingestellt, jene Malerei, die durch
die Namen van Gogh einerseits und Gauguin andrer-
seits bezeichnet wird und zu denen dann wohl später
einmal Cezanne hinzutritt—, kurz, den sogenannten
Nachimpressionismus. An der Art, wie be-
sonders van Gogh vertreten ist, sieht man sofort,
dass diese Gruppe nicht als Appendix oder Ausläufer
des Impressionismus behandelt werden soll, sondern

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