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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 4
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Heymel, Alfred Walter: Der Tag von Charleroi
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0184

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eigentlich musste ich lachen, denn der Eifer des
gänzlich zweck- und ziellosen Schiessens war zu
komisch. Nach einigen Minuten hörte es auf,
nachdem das längst gegebene Signal: Stopfen!
durchgedrungen war. Wir sahen uns alle an und
schüttelten die Köpfe, und ich persönlich dachte:
„Du bist ja noch viel zu unreif, um abgeschossen
zu werden," und assdenRestmeinesmitgenommenen
Frühstücks auf der Strasse auf.

Die Barrikaden zu beseitigen und die Verwun-
deten einzuholen, war jetzt die Zeit gekommen.
Es war anzunehmen, dass kein Feind mehr hinter
dem Steinhaufen liegen würde, nur musste man
sich in acht nehmen, dass nicht ein seitlich einge-
bautes Maschinengewehr uns neue Verluste ver-
ursachte.

So gingen wir, die Maschinengewehre, die
beiden Kanonen vorweg, Infanterie daneben und

dahinter, Schritt für Schritt vor. In jedem Hause
wurden wiederum die Thüren eingeschlagen, und
wo Einwohner mit Waffen gefunden wurden,
diese niedergemacht.

Leider legten unsere Reiter zu früh Feuer in
den Häusern an, denn beinahe wären wir dadurch
später an einem kurzen Rückzug gehindert worden,
da die Glut und der Rauch ein Zurückgehen fast
unmöglich machten. Zum freudigen Erstaunen
war die Anzahl der Toten und Verwundeten verhält-
nismässig gering, und wer beschreibt unsere Freude,
als plötzlich hinter einem Haus bekannte Stimmen zu
rufen anhoben und unser Adjutantmit einem Dutzend
zum grössten Teil heiler oder wenig verwundeter
Reitersichbeim Kommandeur meldete. Er war gleich
zu Anfang der Schiesserei vom Pferde gesprungen,
hatte sich in eine Hausnische hineingeduckt und
dann ein besser gebautes Haus mit Vorgarten ge-

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