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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 4
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0211

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PAUL PAESCHKE, LONDON

intimen unoffiziellen Kenntnis, die verbindet anstatt
abzustossen. Nur wer ihn kannte, wusste, dass er alle
Problematik nur zu gern vertauschte mit dem Ausruhen
des Geniessens und der Forscherarbeit vor den „alten
Kölnern", deren herbe und ausgesprochen deutsche
Art vielleicht nach diesem Kriege mehr gewürdigt wer-
den wird, so dass man ihre Bedeutung, die manchen
grossen altniederländischen Namen konventionellen
Wertes verdunkelt, dann erst recht erkennen wird.
Er liebte diese Alten nicht, wie es heute oft wohl-
wollend geschieht, von dem Verhältnis zur modernen
Kunst aus, nicht weil er lockere, zufällige, mehr oder
minder gewaltsame Parallelen ziehen zu können glaubte,
sondern aus einer absichtslosen Innigkeit und Reinheit
des Verhältnisses zu ihnen heraus. Nicht ästhetische
Gesichtspunkte allein waren hier massgebend, sondern
ein ausgeprägtes, fast unmodern stark religiöses Gefühl,
jenseits aller Kunst stehend, war die tiefere, ergänzende
Grundlage. Deshalb liebte er auch über alles dies
deutsche Rom, das ihm eine zweite Heimat geworden
war, das so merkwürdig 'abseits in Deutschland liegt,
das in seinem ausgesprochenen Sinn für alles Formale,
in der Offensichtlichkeit und Pracht seines kirchlichen
Lebens eine in Deutschland so seltene Note zeigt. Es

war nur ein Zeichen einer liebevollen Pietät, wenn er
die alten Kölner Bilder aus ihrem Dornröschenschlaf er-
weckte und alle ihre Köstlichkeiten durch eine Neu-
anordnung mehr ans Licht brachte. Über einem fast
vollendeten Werk, das endlich die Lücke einer ge-
schlossenen Darstellung der Kölner Malerschule aus-
füllen sollte, ist er hinweggestorben.

Um ihn trauern nicht nur die Freunde seines Lebens-
werkes, sondern vor allem auch die die ihm persönlich
nahe standen die seine stets sich gleichbleibend liebens-
würdige, hilfsbereite, jedem unfruchtbaren Streit aus
dem Wege gehende Natur hochschätzten.

Ein Ersatz für ihn wird unter den mannigfachen be-
sonderen Verhältnissen der Stadt Köln schwer zu finden
sein. Angesichts der augenblicklichen Lage dürfte eine
definitive Entscheidung zunächst auszusetzen sein. Dass
sie einmal in einem Sinne ausfalle, die eine Fortsetzung
des von dem Verstorbenen klar vorgezeichneten Weges
ermöglicht, sollte der Inhalt der Dankesschuld an ihm
sein. H. v. Wedderkop.

Anmerkung der Redaktion: Im Anschluss hieran ver-
weisen wir auf Emil Waldmanns ausführliche illustrierte Ab-
handlung über „Die Moderne im Wallraf-Richartz-Museum"
im I. und II. Heft dieses Jahrganges.

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