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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 8
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Uhde-Bernays, Hermann: Der frühe Defregger
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0398

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FKANZ V. DEFSEGGER, ALMLANDSCHAFT, l86o

rühmen ist, auch die malerische Einheitlichkeit der
Gesamtdarstellung auf der Leinwand entsprochen,
nicht immer befreit sich die Spitzpinseligkeit dieser
Kleinmeisterschaft von dem zittrigen Auftrag, in
welchem Ramberg, der frühe Keller, und manchmal
auch Munkacsy eine besondere technische Feinheit
zu besitzen glaubten. Der braungoldene Einheits-
ton der holzgetäfelten Wände in den gerne gemalten
Bauernstuben, Dielen und Gängen der tiroler
Schlösser zeugt dafür, dass der Maler seinen Rem-
brandt und seinen Brouwer neben dem pinzgauer
Kachelofen wiederzufinden trachtete. Zwischen der
vielberufenen Wesslinger Schmiede von Charles
Schuch und den besten der hier besprochenen
Studien Defreggers besteht kein Unterschied weder
in der Improvisation der malerischen Wiedergabe
noch in der Beschränkung dieser Wiedergabe allein
auf das wesentlich Malerische. Allerdings überragt
Schuch durch seine ungewöhnliche Aufmerksam-
keit für den Aufbau und die Einheitlichkeit der
dadurch ohne jegliche tote Stelle in Farbe model-
lierten Fläche.

Diese Bilder entstanden sämtlich in Ferien-
monaten. Allen Schülern der Ramberg und Piloty,
die sich einen Namen gewannen, ist es ebenso
gegangen, und was sie damals, zur Schule heim-
gekehrt, auf der Seite zusammenstellten, darf jetzt
bei manchen von ihnen dazu dienen, den Glauben
an ihre Kunst aufrechtzuerhalten. Dieses „ideale
Kräftemaass wie in den goldenen Zeiten der Malerei",

auf das Meier-Graefe in entschiedener Anerkennung
angesichts der jetzt erst im Anfang sorglicher Schei-
dung und Bestimmung befindlichen Arbeiten des
Leiblkreises für die münchener Kunst um 1870
hinweist, lässt sich schon in der letzten Hälfte der
sechziger Jahre aufs vortrefflichste erkennen. Die
künstlerische Solidarität verleiht die Gleichmässig-
keit des Niveaus, wie es im ganzen genommen in
München nicht wieder erreicht worden ist.

Eine Sonderstellung Defreggers wird vielleicht
auch äusserlich bedingt durch seine lange Abwesen-
heit, in welcher er ganz auf sich selbst angewiesen
blieb, sie ist möglicherweise dadurch gegeben, dass
er als ein weit Alterer, als der Bescheidenste, Ver-
schlossenste und Fleissigste von allen, sich vom
Verkehr mit den Ateliergenossen fern hielt. Wäh-
rend er im Banne Pilotys sein erstes grosses Jugend-
werk malte „Speckbacher und sein Sohn Anderl",
das seine Beliebtheit als Schilderer der tiroler Ge-
schichte und des tiroler Bauernvolkes im anekdo-
tischen Genre, der Novellistik Ludwig Ganghofers
vergleichbar, begründete, leider auf Kosten des Ver-
lustes seiner Anwartschaft auf eine möglicherweise
sogar neben LeibJ, Trübner und Schuch, zum min-
desten neben Lindenschmidt und Diez in der Ge-
schichte der münchener Kunst zu gewährende
Stellung, schuf er Bildnisse von grosser Kraft und
besonders einige Aktstudien in schimmerndem
Glänze des Fleisches, die bei ihrem Hervorholen
vor einigen Jahren in der Ausstellung der Piloty-

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