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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 9
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Waldmann, Emil: Max Slevogts Bilder aus Ägypten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0424

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MAX SLEVOGT, VOR EINEM KAFFEEHAUSE IN KAIRO

und da zeigt, ist auch künstlerisch oft die rettende
Oase. Bis heute hat niemand Griechenland zu malen
gewusst (ausser Corot und Claude Lorrain, die nie
dort waren), dieser herrliche Dreiklang von Gold,
Violett und Blau ist für die Malerei noch jungfräu-
liches Gebiet. Erst der Impressionismus kann mit
dieser schwebenden, zitternden Helligkeit und diesen
manchmal unerhört starken Farbenkontrasten fertig
werden: in seiner Natur liegt es, die Dinge in
ewiger Bewegung, im ständigen Wechsel der Luft
und des Lichtes zu malen.

Daher sind Slevogts ägyptische Landschaften
reine Impressionismen, ihr Hauptelement ist die
Bewegung der Atmosphäre. Sie wollen nur als
Ganzes betrachtet und genossen werden, jedes

genaue Eingehen auf die Form, jede heraushebende
Modellierung im einzelnen würde das Fliessende
und Verbindende der Bewegung zum Stillstand
bringen und ausserdem die Leuchtkraft der Farbe
zersetzen. Erst wenn man einige Schritte von den
Bildern zurücktritt, gewinnen sie Form, die Flecken
und Striche, die ganz lose und offen nebeneinander
sitzen, runden sich dann zum Formeindruck, die
Flächen beginnen sich zu modellieren.

Aber man würde unrecht haben, wollte man
sie als unfertige Skizzen ansehen. Es sind Bilder,
mit den Mitteln der Skizze gemalt. Schon vor den
farblosen Abbildungen ist man überrascht, wie bild-
mässig alles gesehen und instinktiv komponiert
ist. Die Massen und Flächen sind so zueinander

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