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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 9
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Elias, Julius: Liebermann - Corinth
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0446

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LOVIS CORINTH, BILDNIS. 1906

BESITZER: FRITZ GURL1TT

kaum zu Atem kamen. Das Ganze bot den Ein-
druck beängstigender Vollendung, einer Reife, die
wie Ungesammeltheit wirkte. Für die Unter-
nehmung Gurlitts wurden nur 3 6 Leinwände aus-
gewählt, — und doch derselbe, etwas schmerzende
Eindruck kehrt wieder. Ein Virtuose des Uber-
schäumens, des malerischen Affekts und Effekts,
ganz in sich abgeschlossen schon in einer Lebens-
zeit, da der künstlerische Mensch eigentlich noch
im Alter der Erwartung steht. Ich schrieb 19 13
den Satz und kann ihn heute wiederholen: Sehr
wenige Arbeiten, die aus einem Guss gelungen und
innerster Notwendigkeit entsprungen sind; nicht

eben „grosse" Werke, vielmehr grosse „efforts" —
aber auch nicht eine Leistung, die nicht wesent-
liche Schönheiten, Bruchstücke von Vollkommen-
heiten darböte, die nicht ein strotzendes, unüber-
windliches Talent verriete, ja manchmal etwas
Geniales . . . Corinths Werk ist mehr ein mensch-
liches, als im höchsten Sinne künstlerisches Doku-
ment; weil aber seine, eines fegenden Furors volle
Persönlichkeit sich völlig ausgab, völlig auch fremde
Anregungen in sich verarbeitete, so verleihe man
ihm getrost meisterliche Ehren und bereite man
ihm seine gewisse Stellung in der Kunstgeschichte.
Für Corinths Art entscheidend wurde die zeich-
 
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