Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Bock, Elfried: Die Geschichte eines Volksbuches
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0487

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ebenfalls unbekannte Blatt gehören, das den bei
Liegnitz am Lagerfeuer schlafenden König dar-
stellt. Seine ausgestreckte Figur schneidet in per-
spektivisch unbehaglicher Ansicht von der über-
mässig dunklen Darstellung ein unschönes Dreieck
ab. Sie gelangte nicht zum Abdruck und wurde
durch eine der wirksamsten Zeichnungen des ganzen
Buches ersetzt. Die Darstellung einer Szene, die sich
in einem Nu abgespielt hat, und ebenso blitzartig
erfasst ist: der König, durch einen Meldereiter aus
dem Schlaf geweckt, ist aufgesprungen, hat den

war nicht mehr der Holzschnitt die wesentliche
Arbeit, sondern die vom Künstler auf den Klotz
gezeichnete Vorlage. Die letzten Schnitte lassen von
dem primären Reiz der Vorzeichnung fast nichts
mehr vermissen.

Das Buch erschien in zwanzig Lieferungen, die
erste im März 1840, die letzte Ende 184z. Der
Erfolg war nicht unbestritten. Mehrere Schriften des-
selben Themas, von Kollmann, Förster und andren
erschienen zur gleichen Zeit. Auch Schadow hatte
etwas derart geplant. Im Arger über die unzeitige

KONIG FRIEDRICH VOR DER SCHLACHT AN DER KATZBACH

Boten mit eiligem Befehl wieder entlassen und
blickt dem Fortjagenden, breitbeinig vor dem grell-
leuchtenden Feuer stehend, noch einen Augenblick
nach.

Das Ausschlaggebende bleibt, dass Menzel nicht,
wie seine Vorgänger, sich der Technik anpasste,
sondern seine Übersetzer zwang, seinem Linienwerk
zu folgen. Er hatte es mit Leuten von hohem Ruf
zu thun. Dass sie ihm nachzukommen suchten und
mit einer im Erfolg spürbaren Begeisterung seine
Wärme sich zu eigen machten, das spricht für ihre
Einsicht sowohl wie für die überlegene Sachkunde
Menzels, der sie sich eben beugen mussten. Jetzt

Konkurrenz Kuglers und Menzels veröffentlichte er
zugleich in der ,Spenerschen" und „Vossischen
Zeitung" vom 26. März 1840 eine Kritik der eben
erschienenen ersten Lieferung, wie sie nicht unver-
nünftiger sein konnte. Er tadelte den Mangel histo-
rischer Vorstudien — nie ist ein populäres Buch
besser fundiert gewesen — in diesem „entreprisen-
artigen Pfennigmagazin". Die Zeichnungen nannte
er Griffonnagen, Kritzeleien, Produkte phantasti-
scher Erfindung mit nach heuriger Mode in phan-
tastisch-arabesken Windungen schwebenden Ge-
stalten! Er riet Menzel, zur Radierung zurückzu-
kehren, worin er schon Schönes geleistet hätte

457
 
Annotationen