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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 12
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Scheffler, Karl: Deutsche Museen moderner Kunst: Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0600

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MAX SLEVOQT, EINLADUNGSKARTE FÜR DAS „GRAPHISCHE KABINETT",
HOLZSCHNITT VON R. HOBERG

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1TK-

W



Stadtverwaltungen den Glauben erwecken, dass mit
dem nötigen Geld allein eine vorbildliche Samm-
lung zu schaffen sei. Es ist in Wahrheit aber diese eilige
Kaufsucht eine grosse Gefahr für unsere von vielen
anderen Gefahren doch schon schwer genug be-
drohten Museen moderner Kunst. Es ist etwas Un-
gesundes darin; es gewinnt
so das kapitalistische Ele-
ment und das Marktinter-
esse zu sehr Anteil an der
Entwicklung der Museen.
Es kommt die Meinung
auf, man könne Kultur
kaufen, wo sie in Wirklich-
keit doch in jedem Fall
schwer errungen und er-
arbeitet werden muss. Man
kann ein Museum nicht
schaffen, wie es in Hanno-
ver jetzt geschehenist; denn
jedes gute Museum ist —
viele Erfahrungen beweisen
es — mit der persönlichen
Entwicklung und inneren
Kultivierung einer bedeu-
tenden Persönlichkeit, die
sich ihm ganz widmet, eng
verbunden, es stellt in je-
dem Fall ein Lebenswerk
voll inneren Zwanges dar,
niemals aber ein Unterneh-
men, das ebensowohl auch

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2$ MArchen.

MAX SLEVOGT, TITELBLATT, FEDERZEICHNUNG

ganz anders sein könnte. Der Erfolg der An-
strengungen Tramms, Brinckmanns und der von
ihnen mobil gemachten splendiden Schenker ist bis
jetzt nur der, dass sie ein neues Denkmal grossstädti-
scher Grossmannssucht geschaffen haben, und dass
kaum noch eine Möglichkeit sichtbar ist, wie der

Fehler verbessert werden
könnte. Das muss mit
aller Deutlichkeit ausge-
sprochen werden. Selbst
in dieser Zeit; nein, ge-
rade in dieser Zeit. Denn
es bedarf jetzt einer Bilanz
alles des in den übermü-
tigen Friedensjahren Ver-
fehlten, damit wir nach
dem Krieg für die Auf-
gaben, die unserer Museen
dann harren, gerüstet sind.
Im Mittelpunkt eines
Museums des Leiblkreises
müssten natürlich Leibl
und sein wichtigster Ge-
nosse Trübner stehen. Die-
se beiden Meister sind aber
ganz unzureichend vertre-
ten. Freilich ist es jetzt
nicht mehr ganz leicht von
beiden Hauptwerke zu er-
werben* doch wären so-
wohl von Leibl wie von
Trübner einige weitaus bes-

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