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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 3
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Scheffler, Karl: Menzel
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https://doi.org/10.11588/diglit.4751#0126

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MENZEL

VON

KARL SCHEFFLER

ie hundertste Wiederkehr des Tages, an dem Menzel den Deutschen geboren worden
ist, giebt willkommenen Anlass, wieder einmal die Kunst dieses merkwürdigsten
und bedeutendsten deutschen Malers im neunzehnten Jahrhundert zu betrachten.
Um so mehr als eine abschliessende Wertung noch nicht vorliegt und das Urteil
noch schwankt. Die hier folgende Untersuchung ist einem in diesen Tagen er-
scheinenden Buch über Menzel, entnommen, worin ich versuche, das Ganze dieser
eindrucksvollen Persönlichkeit, dieses umfangreichen, über Höhen und Tiefen sich
erstreckenden Lebenswerkes kurz darzustellen.* DieBesch'äftigung mitMenzel ist eine
der wenigen Arbeiten über Kunst, die in dieser Kriegszeit nicht an Reiz verlieren. Denn der Umstand,
dass Menzel in einem wichtigen Kriegsjahr der deutschen Geschichte geboren wurde und dass sein Ge-
burtstag sich zum hundertsten Mal in einer für uns entscheidenden Kriegsepoche jährt, hat etwas Gleich-
nishaftes. Nicht nur, weil Menzel der Zeichner und Maler des preussischen Kriegsgeistes, der Verherr-
licher des Kriegshelden Friedrich gewesen ist, sondern vor allem, weil die Natur Menzels in hohem
Masse jene Eigenschaften enthalten und in Kunst verwandelt hat, die als nationale Energien anzuschauen
und zu bewundern wir heute von Tag zu Tag genötigt werden. Menzels Gestalt verblasst nicht, wenn
sie vor die grossen Ereignisse gestellt wird; sie scheint vielmehr mit diesen Ereignissen unsichtbar in
Wechselwirkung zu stehen.

Da die folgenden Seiten einem Buch entnommen sind, darf der Leser nur Fragmentarisches er-
warten. Wenn meine Gründe aber gut, meine Anschauungen richtig sind, wird auch das Fragment wie ein
Ganzes wirken. Denn wie in allen Teilen eines Kunstwerkes die ganze Kunst sein soll, so soll auch in
den Teilen eines Buches die Ideen des Ganzen irgendwie, und sei es zwischen den Zeilen, enthalten sein.

* „Menzel, Das Leben — das Werk." Bei Bruno Cassirer, Berlin.

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