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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 8
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Scheffler, Karl: Dora Hitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4751#0413

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Zärtlichkeit für das Leben setzen sich in künst-
lerische Handschrift um.

Die Eigenart der Persönlichkeit, die Reinheit
des Talents, der menschliche Charakter und der
Zeitpunkt des Wirkens: alles dieses hat Dora Hitz
befähigt, innerhalb der neuen deutschen Malerei
eine Art von Mission zu erfüllen und einen Platz
in der Kunstgeschichte dieser Jahrzehnte einzuneh-
men. Nicht einen Platz in den vorderen Reihen,
aber einen, von dem sie nicht mehr verdrängt wer-
den kann. Das Lebenswerk der nunmehr Sechzig-
jährigen imponiert durch eine Lebendigkeit, die
noch nicht erschöpft zu sein scheint, durch ein
stetig gehaltenes Niveau und durch die Summe
Kunst gewordener Menschlichkeit darin. Eine Im-
pressionistin kann man Dora Hitz kaum nennen,
trotzdem sie eine Malerin des Lichtes ist. Es ist,
als ob ein Frauenempfinden in ihr sich gegen die
letzten Konsequenzen des Impressionismus sträubte.
Sie sucht nicht so sehr das Kosmische als vielmehr
das Lyrische und das Dekorative, aber ohne dem
Kunstgewerblichen zu verfallen. Es sind nicht viele
Zeichnungen von ihr bekannt; aber sie ist trotzdem
ebensoviel Zeichnerin wie Malerin. Sie zeichnet

malend. Auch das ist ein Beleg dafür, dass sie die
Erscheinungen rhythmisch zu beleben, dass sie sie
lyrisch umzudichten liebt. Durch einen männlichen
Willen zur Wahrheit dringt der Frauenfrohsinn
immer wieder siegreich vor und giebt dieser Kunst
den feinen weiblichen Charakter. Dem arg ver-
rufenen Begriff" der Frauenkunst hat Dora Hitz die
Würde zu wahren oder gar zurückzugewinnen
verstanden. Das ist die Mission, die sie innerhalb
der modernen deutschen Kunst geübt hat. Die
Zeit hat die Arbeit der Künstlerin denn auch an-
erkannt. Unter den Künstlern, in der kunstlieben-
den Gesellschaft hat Dora Hitz viele Freunde. In
wichtigen Privatsammlungen hängen ihre Bilder
und die Nationalgalerie hat eines ihrer feinsten
Kinderbildnisse angekauft. Ihre Vaterstadt, Nürn-
berg, dagegen, von deren Galerieverhältnissen
in diesen Heften schon nachdrücklich die Rede
war, hat noch Versäumtes nachzuholen. Es giebt
keinen besseren Zeitpunkt es zu thun als dieser
sechzigste Geburtstag, den auch wir zum Anlass
genommen haben, um auf das Lebenswerk der
vortrefflichen Künstlerin wieder einmal hinzu-

weisen.

DORA HITZ, WEINERNTE

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