Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Chronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0064

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
CHRONIK

Ankündigungen des Berliner Magistrats.

Der Berliner Magistrat hat im Krieg, wo er vielerlei
an den Anschlagsäulen mitzuteilen hat, die Form seiner
Plakate verbessert. Im Gegensatz zu den früher ge-
bräuchlichen Drucksachen sind die Plakate jetzt von
einer schönen Klarheit und Übersichtlichkeit. Die
Schrift steht nicht mehr undeutlich auf farbigem Papier,
sondern zweifarbig — schwarz und rot — auf weissem
Papier. Ein roter Rand begrenzt die Blätter und ein
Signum mit dem Berliner Bären giebt ihnen einen
wirkungsvollen Akzent. Die Schrift ist lesbar und
gut verteilt. Man sieht erst jetzt, wie wenig nötig ist,
um etwas wie eine ästhetische Wirkung zu erzielen
und dass eine vernünftige ästhetische Wirkung zugleich
auch immer praktisch das Beste ist. Die Plakate sind
gleich weit entfernt von kunstgewerblicher Affektiert-
heit und von bureaukratischer Gleichgültigkeit. Es han-
delt sich nur um etwas Nebensächliches, aber es ist doch
erfreulich. Und es wäre noch erfreulicher, wenn in
dieser Weise weiter verbessert würde. Der Gelegen-
heiten sind noch unendlich viele.

Hannover
In Hanover hatte sich eine Kestuer-Gesdhcbaft ge-
bildet, die das Ziel verfolgt, die zerstreuten Kunst-
freunde der wohlhabenden Stadt zu sammeln, dem
Kunstleben neue Antriebe zu geben und durch Aus-
stellungen in eigenen Räumen, durch Vorträge, Füh-
rungen usw. anregend und befruchtend zu wirken. Man
empfindet ganz richtig in Hannover, dass das Kunstleben
dort der Sammlung, der Kultivierung bedarf und dass
der Strom der modernen Kunstinteressen bisher an
dieser Stadt eigentlich immer vorbeigeflossen ist. Eine
grosse Kunsthandlung, die orientierend hätte wirken
können, ist nicht vorhanden, und die Bestrebungen der
Stadtverwaltung sind allzu hastig und wahllos gewesen,
wie hier zu verschiedenen Malen ausgeführt worden ist,
als dass sie hätten vorbildlich werden können. So mag
die Gründung einer unabhängigen Gesellschaft sehr

nützlich werden. Am i. Oktober werden die neuen
Räume der Gesellschaft mit einer Ausstellung von
Werken Liebermanns eröffnet. Die künstlerische Lei-
tung liegt in den Händen von Paul C. Küppers.

Berlin
Im Kunstsalon von Paul Cassirer war die Weisgerber-
Gedächtnisausstellung zu sehen. Über sie hat, von
München aus, bereits August L. Mayer eingehend be-
richtet, so dass eine besondere Besprechung nicht mehr
nötig ist. Der allgemeine Eindruck war vortrefflich;
einzelne Arbeiten weisen Züge des Meisterhaften auf.
Die Trauer um den früh Gefallenen wurde durch den
Anblick dieses schönen, ernsthaften Lebenswerkes
wieder lebendig.

Bei Rudolf Lepke wird vom 3.—6. Oktober der
Nachlass des Freiherrn Hugo von Mecklenburg ver-
steigert. Die umfangreiche Sammlung enthält euro-
päisches und ostasiatisches Porzellan, vor allem auch
gute alte Berliner Stücke, fernerMöbel,Teppiche, schöne
Gläser, Arbeiten in Gold und Silber und hauptsächlich
wichtige Fayencen aller deutscher und vieler ausländi-
scher Manufakturen.

Henri Harpignies -j-
In St. Prive ist der französische Maler, 97 Jahre alt,
gestorben. Er war im wesentlichen Landschafter und
stand etwa zwischen Corot und Daubigny, aber ziemlich
tief unter beiden. Einige seiner Landschaften könnte
man falsche Corots nennen. Auch in den Motiven gleicht
er einerseits Corot und anderseits Daubigny. Es war aber
dabei ein Landschafter von feiner französischer Kultur,
ein gebildetes Talent zweiten Ranges, das zeitlebens
darunter gelitten hat, dass es im Schatten Grösserer
leben musste. Mit ihm stirbt wohl der letzte Träger
einer schon ganz historisch gewordenen Schule, ein in
den Kreisen der französischen Kunstfreunde und Samm-
ler geschätzter und ziemlich hoch bezahlter Maler.

LISTE EINGEGANGENER BUCHER

Joh. Conrad Seekatz, ein deutscher Maler des
achtzehnten Jahrhunderts von Ludwig Bamberger.
Heidelberg 1916. Verlag Carl Winters Universitäts-
buchhandlung.

Allgemeines Lexikon der Bildenden Künst-
ler von der Antike bis zur Gegenwart, herausgegeben
von Ulrich Thieme. 12. Bd. Fiori — Fyt. Leipzig, Ver-
lag von E. A. Seemann, 1916.

FÜNFZEHNTER JAHRGANG. ERSTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM I5. SEPTEMBER. AUSGABE AM I. OKTOBER NEUNZEHNHUNDERTSECHZEHN
REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN

VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG
 
Annotationen