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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 2
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Chronik
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0115

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davon, Farbenharmonien dahinwolken. Wir wollen kein
durch die Zeichnung auferrichtetes Theater mehr dulden;
lassen wir es wegfallen. Und wir sind gleich bei uns zu
Hause. In der körperlosen Seele. Mit Kandinsky bei sei-
nem tiefsten Traumzauber. Erzeigtuns Wahrzeichenver-
glasungen. Entscheidungskristalle. Blaue Kundgebungen
des Beschlusses vor ihren Einköiperungen in Thaten. Er
bringt uns sogar gelb erregt in das Abenteuer irdischer
Bestätigungen von seelenlila Wunschgeburten.

Zuerst war die Güte: wir schieierten, kaum rot-
erknospt, veilchenzart und blausicher in morgenrosa Ver-
liebtheit zueinander. Wir vergewissern uns auch jetzt
noch unsrer innern Grünbündeleien. Farbe ist voll-
kommnes Wohlgesinntsein: wir bringen, ebenso wie die
Blumen, der Welt ihre Buntheit. Unsre Seelenfalter
blühen, Sternen empor in ihr blaues Freiheitssein. Rasche
Goldströme verwolken sich in Werken. Wir beschenken
Mensch und Wald mit roter Schönheit. Wir wissen von
weisser Einfalt. Ausfälle aus Heftiggelb langen in blaue
Unabwendlichkeiten. Ihre Farbe wird schöpferisch. Auf
sich allein gestellt beblauen sie sich hoffnungsbunt. Sie
glauben an lila Quallen, an schwarze Flugziige durch
Klarblau. Grüne Andacht staunt, wie sich die Seele hold-
rot in sich selbst emporraketet......"

„Lehmbrucks Schreitender ist heute bereits der tri-
gonometrische Standpunkt in der Bildhauerei. Er ergiebt
sich als ein Übereinandergekegeltes. Seine Beine hat ein
Meistergriff eingeteilt, damit ein menschlicher Körper
Architektur werde. Moderne In-sich-Gerissenheit und
dabei wieder steile Zum-Gewissen-aufgebautsein.

Lehmbrucks Stil ist durchaus eigenartig. Die Grund-

lagen auch bei ihm klassisch, bei seinen Zeichnungen
wirds am deutlichsten einsehbar. In den Skulpturen
stülpt und trichtert er, ohne das Erlebnis unter den
Dingen zu verletzen,. Vorstellungen des Weibes vom
Zwerchfell oder von den Knien an, nach oben. Er weiss
den Zenit. Er ist von der Wirbelsäule sehr ergriffen.
Er wird immer gipfeln: ganz natürlich verläuft bei Lehm-
bruck alles im Scheitel.

Er verstehts, ganz sonderartig eine Vollplastik zu-
sammenzustümmeln, damit sie, ganz nahe bei der Natur,
trotzdem nur Kunstwerk werde. Jeder Arm, der weg-
gestumpft wurde, ist da, um das Bildwerk innerlich zu
gestalten. Jedes scheinbar abgeschlagene Bein wandert
seelisch fort, damit die Statue leben kann."

WEIMAR

Als neuen Direktor des Kunstmuseums in Weimar hat
die „8 Uhr-Abendzeitung" ihren Mitarbeiter Dr. Hans
Schulze genannt. Zwei Preisfragen: i. durch welche
Eigenschaften eignet sich dieser Herr für den Posten
eines Museumsleiters, wer ist er, was hat er geleistet
und worin ist er namhaften Bewerbern überlegen?
2. wie stellt „man" sich in Weimar eigentlich die Zu-
kunft des Museums vor und wie ist überhaupt die Auf-
fassung vom Wesen einer modernen Kunstsammlung
dort beschaffen? Wir wissen nur eines: Weimar könnte
— und sollte darum - ein Museum haben, würdig seiner
Traditionen.

UKTIONSNACHRICHTEN

KUNSTAUKTIONEN

NIEDERLÄNDISCHER

GEMÄLDE

In der zweiten Junihälfte
fanden in Amsterdam einige interessante Versteige-
rungen statt, die wieder den Beweis erbrachten, dass die
Preise, soweit es sich um moderne Malerei handelte,
für holländische Bilder aus der zweiten Hälfte des
neunzehnten Jahrhunderts verhältnismässig sehr hoch
sind, besonders für Werke von Jacob und Willem
Maris, sowie Josef Israels, während Isaac Israels, der
Sohn, sich mit weitaus geringerem Erlös begnügen
musste.

Wir geben hier eine der wichtigeren Resultate:
Auktion bei Frederick Müller, Amsterdam, 20.
bis 24. Juni: No. 72. Jakob Maris, Ankunft der Fischer-
bote, 45 X301/., cm. 5000 Gulden. No; 73. Willem Maris,
Entenfamilie, 84x120 cm. 6200 Gulden. No. 74.

Willem Maris, Sommertag mit Kühen, 8oxm cm.
5600 Gulden. No. 75. Willem Maris, Aquarell: Sumpf-
landschaft mit Enten, 35x52 cm. 1550 Gulden.
No. 76. Willem Maris, Aquarell: Landschaft mit
Kühen, 4oI/2X5iI/2 cm- '8oo Gulden. Für Epigonen-
werk doch eigentlich recht hohe Bewertungen, die wohl
nur in Holland und höchstens noch in Amerika möglich
sind. Ein Architekturbild des ziemlich langweiligen
Com. Springer (No. 98.), das Leihhaus in Amsterdam,
66x 8 5 cm,brachte 15 5oGulden, also auch über3 oooMark.
Ob der ungenannte Holländer, der an Exzellenz
von Bode schrieb, die Preise für moderne deutsche
Bilder seien ungerechtfertigt und künstlich gemacht,
wohl der Meinung ist, diese Preise für neuere Nieder-
länder würden einmal vordemUrteilderKunstgeschichte
standhalten? Wenn ein beliebiges Bild von Jakob Maris
16000 Mark bringt, dann darfein Meisterwerk des frühen
Menzel gut und gern das Dreifache wert sein, das kürz-
lich dafür bezahlt wurde.

loi
 
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