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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 3
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Wolfradt, Willi: Form und Format
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0150

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grosse Rolle spielt. Es giebt zwar grosse und kleine
Bauten, aber ihr Format wählt der Künstler nicht
nach freiem Ermessen, sondern nach dem Gebrauchs-
zweck des Gebäudes. Das Gleiche gilt vom Kunst-
gewerbe. Soweit aber nicht der Zweck Format,
Technik, Material usw. bedingt, wird man auch
hier die innige Wechselbeziehung dieser Werte er-
kennen, wird stets dem Format einen eigentümlichen
Ausdruck zuschreiben und selbst den Gebrauchs-
zweck nicht ganz vom Format lösen können, denn
ähnlich, wie der kleine Gedanke nicht breitspurig
auftreten kann, ohne um seine Wirkung zu kom-
men, wirkt es nicht oder gar komisch, wenn ein
Wohnhaus etwa die Ausmaasse eines Schlosses an-
nimmt.

Die Werke der übrigen Künste aber haben nicht

eigentlich ein Format, da sie sich nicht im Neben-
einander, sondern im Nacheinander erstrecken.
Die Dauer aber ist etwas grundsätzlich Anderes
wie das Format; und schon weil ein zeitlich erlebter
Eindruck an einem bestimmten Punkte einsetzen
muss und bereits erlebt, ehe noch die Grenze, der
Schluss wahrnehmbar ist, während der räumliche
Eindruck zugleich das Format und die Einzelform
vermittelt, können wir etwa für Musik und Dich-
tung nur das Wenigste der gefundenen Beziehungen
in Anwendung bringen. In der Musik ist allenfalls
der Tonumfang, die Klangmasse ein Formatives, das
aber für das ganze musikalische Kunstwerk nicht
entfernt die Bedeutung hat, wie die flächige'und
räumliche Ausdehnung für die Werke der bildenden
Künste.

MAX SLEVOGT, SPAZIERGANG. 1911

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