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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 5
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Hancke, Erich: Franz Marc
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0223

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FRANZ MARC

VON

ERICH HANCKE

Auch wer durch die Gedächtnis-Ausstellung für
L Franz Marc, die „der Sturm" veranstaltete,
nicht überzeugt worden ist, wird doch den Ein-
druck empfangen haben, einem Künstler gegenüber-
zustehen, der es ehrlich meint mit seiner Kunst. Der
Verdacht der Originalitätssucht, der Unehrlichkeit,
mit dem man sich von den Seltsamkeiten der Mo-
dernsten, oft mit Recht, losmacht, trifft ihn nicht.
Man konnte vor diesen Bildern vielleicht Bestürzung
empfinden,als hörte man eine unverständliche Sprache
sprechen, sich aber dem Gefühl nicht entziehen, dass
hier ein zwar nicht klarer, aber edler Wille nach
Ausdruck ringt.

Aus verschiedenen Entwicklungsstadien von
Marc waren Bilder zu sehen: von massvoll stili-
sierenden in der Art von van Gogh und Gauguin
bis zu konsequent kubistischen. Naturalistische,
mit denen Marc angefangen haben soll, fehlten
leider. Es ist wahrscheinlich, dass sie, wie die An-
hänger des Malers behaupten, unbedeutend sind;
denn sein Talent liegt zweifellos auf anderm Gebiet.

Doch wäre es lehrreich gewesen, den ganzen Weg
zu überblicken, auf dem er zu seinem Stil ge-
kommen ist.

Was dieser Stil will, ist ungefähr das, was
Liebermann, am stärksten in seinen Reitern am
Meer, will; nur dass die Einheit, die Liebermann
in naiver Unmittelbarkeit aus der Natur herausreisst,
auf systematische Weise, das Letzte und Höchste
in der Kunst sozusagen mit Hilfe eines Rezeptes
erzielt werden soll. Diese Absicht mag man für
anmassend oder für lobenswert halten, von ihrer
Tendenz Aufstieg oder Verfall erwarten, schliess-
lich geht es doch nur darum, was der Maler Franz
Marc mit oder trotz dieser Absicht zustande ge-
bracht hat.

Seine SchafFensweise ist mit der des Musikers
verglichen worden. Wie jener baut er seine Kom-
position auf einem Thema auf. Das ist das Rezept.
Es ist dasselbe, das auch Hodler verwendet. Marc
geht allerdings noch einen Schritt weiter als Hodler,
indem er das Einzelne noch mehr in dem Rhythmus

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