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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 7
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0371

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»UKTIONSNACHRICHTEN

NEW-YORK

Deutsche Bilder im Metro-
politan Museum.

Der bekannte Bildersammler
Joseph Stransky, Dirigent der New Yorker Philharmo-
nischen Gesellschaft, der in Amerika leidenschaftlich
für die gute deutsche Malerei des neunzehnten Jahr-
hunderts eintritt und hierzu, dank seines entwickelteren
Geschmackes und feineren Verständnisses besser ge-
eignet ist, als der verstorbene Hugo Reisinger, hat sich
entschlossen, dem Metropolitan Museum vier be-
deutende Gemälde aus seiner Sammlung zu verkaufen.
Es sind dies: Leibl, „Mädchenkopf mit weissem Kopf-
tuch" aus dem Jahre 188y ; Liebermann: ,,Die Seiler-
bahn"; Hans Thoma: „Landschaft"; F. A. von Kaulbach:
„Italienische Landschaft". Da eine wirklich ernsthafte
Vertretung in diesem Museum bisher fast ganz fehlte,
ist dieses Ereignis an sich erfreulich, zumal da es den
Kunstbesitz in Deutschland nicht schmälert.

BERLIN

Auf der Auktion der Sammlung des verstorbenen
Geheimrats Dr. E. Lingner, Dresden, die bei Lepke statt-
fand, notierten wir folgende Preise für moderne Bilder:
Nr. 78. Lenbach, „Saharet": 4350 Mark. — Nr. 80.
Stuck, „Mary" im Velasquez-Kostüm: 5000 Mark. —
Nr. 81. Derselbe, „Kinderkopf": 5200 Mark. — Nr. 82.
Derselbe, „Prestissimo": 8000 Mark. — Nr. 83. Der-
selbe, „Dissonanz": 9000 Mark. — Nr. 84. Derselbe,
„Meerweibchen": 6250 Mark. — Nr. 8j. Derselbe,
„Die Pest": 1000 Mark. — Nr. 86. Derselbe, „Tilla
Durieux": 2750 Mark. — Nr. 87. Spitzweg, „Begeg-
nung": 7350 Mark.

•SS-
Versteigerung der Sammlung Michel (Mainz), Ber-
lin, 27. Februar, bei Lepke.

Der im Jahre 1900 verstorbene Mainzer Kommer-
zienrat Stefan Carl Michel hatte in jahrzehntelanger
Thätigkeit eine Sammlung von 80 niederländischen Ge-
mälden von zum Teil sehr bedeutender Qualität zu ver-
hältnismässig niedrigen Preisen zusammengebracht. Das
war im vorigen Jahrhundert noch möglich, wenn man
auf die ganz grossen Namen wie Rembrandt und Franz
Hals, Rubens und van Dyck verzichtete und im übrigen
vorsichtig auswählte. Die zum Teil recht hohen Preise,
die bei der Auktion bezahlt wurden, beweisen, dass der
verstorbene Sammler einen ausgesprochen guten Ge-
schmack und eine glückliche Hand besass. 750000 Mark
Gesamterlös für 80 Niederländer, von denen natur-
gemäss nicht alle ersten Ranges sein können, bedeutet

auch wirtschaftlich ein beachtenswertes Resultat. Nach
solchen Vorkommnissen wäre es zu wünschen, dass auch
die Kölnische Sammlung Oppenheim, deren Versteige-
rung schon vor dem Kriege angesetzt war, wegen des
Fehlens des internationalen Marktes dann aber aufge-
schoben wurde, nun doch während des Krieges unter
den Hammer käme. Käufer für alte Bilder scheinen ja
auch in Deutschland vorhanden zu sein, und der Vorteil
wäre, dass auch diese Sammlung in Deutschland bliebe.

Von den Michelschen Bildern fand das meiste In-
teresse ein früher Pieter de Hooch, ein Wachtstuben-
stück, glänzend komponiert und sehr temperamentvoll
gemalt, ähnlich den Frühbildern in Rom und in Dublin.
Es brachte 76800 Mark. Ein etwas kaltes Prunkstück
von Gerard Terborch, „Der Bürgermeister von Deven-
ter", aus der späten Zeit des Meisters, schien mit 61 000
Mark recht teuer, Adriaen von Ostades „Bauern in der
Hütte" mit 22100 Mark normal bezahlt. Von den
Landschaftern waren Salomon von Ruisdael und Jan
van Goyen besonders glänzend vertreten. Eine wun-
derbare neblig silberne Flusslandschaft von Salomon
Ruisdael erzielte 38 200 Mark, eine andre 26700 Mark
— der Meister wird allmählich einmal zu Cuyp-Preisen
aufrücken, er steigt von Auktion zu Auktion. Eine
herrlich frische Landschaft von Goyen ward auch mir
36iooMark bezahlt, was ungewöhnlich hoch, wenn
auch, angesichts dieser Qualität, nicht zu hoch genannt
werden muss. Dass auch ein allerdings sehr prächtiges
Stilleben von Jan Fyt auf 3 1 500 Mark steigen konnte,
beweist, dass nicht die Namen, sondern die Qualität,
gesucht werden. Ein kunsthistorisch sehr interessantes
Stück erwarb das Kaiser-Friedrich-Museum für 30000
Mark: eine Skizze, genannt „Van Dyck-Schule", eine
ungewöhnliche Szene darstellend, das Abladen einer
Jagdbeute. Es dürfte doch eine eigenhändige Arbeit
von van Dyck selber sein, wenn nicht am Ende gar an
Rubens gedacht werden kann. Doch hierüber wird dem-
nächst wohl der Erwerbungsbericht des Kaiser-Friedrichs
Museums Klarheit bringen.

Höchst bedauerlich ist, dass die Abbildungen im
Katalog der Auktion fast ausnahmslos so miserabel sind.
Wir haben selten etwas so Minderwertiges gesehen.
Da eine solche Publikation wissenschaftliches Material
darstellt, sollte man hier auf die Abbildungen mehr
Sorgfalt verwenden. Dass man Besseres leisten kann,
auch während des Krieges, sieht man an den Auktions-
katalogen moderner Gemälde, die in den letzten Mo-
naten erschienen sind.

Auch die sehr gewählten Porzellane der Sammlung
Michel wurden an diesem Tage mit versteigert. Das
Hauptkontingent stellten Figuren aus der ehemals Main-
zer Manufaktur in Höchst, doch waren auch Ludwigs-



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