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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 9
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0471

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UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN

Im Graphischen Kabinett (J-. B. Neumann) hatte Ernst
Stern Bilder und Zeichnungen ausgestellt. Stern ist im
Laufe der Jahre mehr und mehr vom deutschen Theater
in Berlin herangezogen worden, um Max Reinhardts
optische Absichten zu verwirklichen und er hat sich in
diese Aufgabe so hineingearbeitet, dass er als ein neuer
Typus des Dekorationen- und Kostümemalers ange-
sprochen werden kann. Mit keinem andern Künstler
— Reinhardt hat es bekanntlich mit vielen Malern ver-
sucht — ist der Regisseur so gut fertig geworden. Die
anderen hatten zu viele Interessen rein künstlerischer
Art nebenher, sie waren nur für kurze Zeit zu fesseln,
sie gaben als Theatermaler nur Gelegenheitsarbeiten.
Ernst Stern hatte sich dem Theater ganz gegeben. Das
äussert sich nicht nur in der Routiniertheit und Sicher-
heit, womit Stern Bühnenentwürfe, Figurinen und Situ-
ationsskizzen anfertigt, sondern auch in den Arbeiten,
die unmittelbar mit dem Theater nichts zu thun haben.
Zum Beispiel in den Bildern. Es zeigt sich dort, dass
Stern allgemach die ganze Natur vom Theater aus,
dass er sie szenarisch und wie in bengalischer Beleuch-
tung, dass er sie deklamatorisch und schaustellungshaft
sieht. Alle seine Arbeiten haben Theaterlicht und
Theaterluft, selbst die Naturimpression verwandelt sich
ihm unvermerkt in eine Kulissenimpression. Das wäre
für jeden anderen nachteilig, für den Theatermaler ist
es ein Vorzug. Stern hat genau das Temperament, das
er für seine Thätigkeit braucht, hat die nötige, zwischen
Äusserlichkeit und echter Romantik sich bewegende
Phanthasie, hat die Gabe seinen Zwecken alles, das Äl-
teste und das Neueste, das Fernste und Nächste dienst-

bar zu machen und seinem Eklektizismus doch eine
persönliche Note zu geben. Man erkennt in der Aus-
stellung ein Talent von ungewöhnlicher Anpassungs-
fähigkeit und zugleich von starkem Schwung. Im Theater
denkt man an den Maler und Zeichner naturgemäss
weniger. Dort ist seine Arbeit ein Teil der Regisseur-
leistung, ein Teil des „Reinhardtstils." In dieser Aus-
stellung zeigt es sich aber, dass der Reinhardtstil zu
guten Teilen doch auch der Stil Ernst Sterns ist. Man
darf freilich nicht an grosse oder reine Kunst denken,
nicht einmal an die künstlerische Eigenbedeutung der
Walserschen Figuren. Stern lebt viel mehr im Kunst-
gewerblichen. Für sein nicht eben zartes Geschäft
bringt er die nötige Robustheit mit, aber auch die Liebe
zur Welt der Bretter. Er denkt nur noch in Effekten
und in Affekten. Der Scheinwerfer wird ihm zur Sonne,
der Schauspieler zum Menschen, das Kostüm zum
Charakterzug, der Bühnenausschnitt zur Bildfläche. Er
ist eine besondere Erscheinung in der neuen Kunst,
ist sympathisch eben weil er sich entschieden hat und
sich zu dem Kunsthandwerklichen seines Berufs ohne
Ziererei bekennt. Er hat sich bewusst als dienendes
Glied einem bedeutenden Ganzen angeschlossen; und
wenn das Publikum nun bei einer neuen Regiethat Max
Reinhardt herbeiklatscht, so gilt der laute Applaus
immer auch dem romantisch mit Dekorationen dichten-
den Theatermaler. —

Bei Paul Cassirer war eine umfangreiche Sonderaus-
stellung von Arbeiten Käthe Kollwitz' zu sehen. Vor
allem Zeichnungen und Graphik. Wir berichten nicht
besonders darüber, weil wir im Augustheft einen aus-
führlichen Aufsatz über die Künstlerin zu veröffent-
lichen gedenken. K. Seh.

EMIL MALES ANGRIFF
AUF DIE DEUTSCHE KUNST

Da die Monatshefte für Kunstwissenschaft den Auf-
sätzen Emile Males die unverdiente Ehre einer
Übersetzung ansjedeihen Hessen, muss auch hier mit
einigen Worten davon die Rede sein—, weil Emile Male
früher einmal voraussetzungslos gute Wissenschaft ge-
trieben hat. Jetzt ist er genau so hysterisch, wie die
andren Unsterblichen auch. Seine Aufsätze heissen:
„Die Kunst der germanischen Völker" und haben ein-
gestandenermaassen den Zweck nachzuweisen, dass die
Germanen in der Kunst nichts erfunden, sondern alles
nur nachgeahmt hätten und ausserdem nichts ver-
ständen als zerstören. Zwar müsse er sich mit dieser
These auf das Mittelalter beschränken, weil er nur

dieses eingehend studiert habe, aber was aufs Mittel-
alter zutreffe, stimme auch für die neuere Zeit und
der Beweis werde sich wohl leicht liefern lassen. (Nur
immer dreist verleumden, irgend etwas wird wohl
hängen bleiben und „Nothing dies as hard as a lie").
Also, die germanische Kleinkunst, mit dem Schwert
des Childerich, mit der berühmten Rüstung ausRavenna,
und so weiter, das sei garnicht germanisch, (Louis Coura-
god habe eben einfach geirrt) sondern orientalisch, by-
zantinisch, persisch; die Germanen hätten diese Wunder-
werke nur nachgeahmt. Und die einfacheren Dinge,
die Fibeln und Gebrauchsgeräte, seien skythisch und
erfüllt von sibirischer Luft (damit die Entente cordiale

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