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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 4
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Auktionsnachrichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0168

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UKTIONSNACHRICHTEN

FRANKFURT A. M.

Versteigerung von Handzeich-
nungen, Graphik und Kunst-
büchern aus dem Besitze des
Herrn Rud. Goldschmidt bei I. A. C. Prestel, Frankfurt,
4.—11. Okt. 1917.
An den beiden ersten Tagen dieser bedeutenden
Versteigerung kamen die Handzeichnungen alter und
moderner Meister unter den Hammer. Die Zuschrei-
bungen im Katalog waren im allgemeinen verlässlich,
und wenn auch bei dem Namen Rembrandt bei einigen
Nummern Zweifel möglich waren, so sagt das nichts;
solche Zweifel sind ja auch gegenüber dem Besitz
unsrer öffentlichenKupferstich-Kabinette durchaus noch
nicht alle gelöst. Gekauft wurde von vielen Museen
und Händlern des In- und Auslandes, die Sammler
traten ein wenig zurück. Die Preise waren hoch,
wenn auch nicht übertrieben. Interessant erschien die
Bewertung einiger modernen Arbeiten: ein schönes
frühes Blatt von Max Klinger in Feder und Tusche
„Amor und die jungen Mädchen" kostete den Erwerber
(Museum in Leipzig) 4100 Mark, eine „Buchenallee"
von Max Liebermann, wahrscheinlich eine Studie aus
der Zeit des „Kirchgang in Laren", brachte 1700 Mark,
und Menzels Entwürfe zum Rahmen des „Flöten-
konzertes" erstand das Dresdener Kupferstichkabinett
für 1600 Mark.

Den Hauptstamm der Handzeichnungssammlung
bildeten die Niederländer, nur wenige Deutsche, Fran-
zosen und Italiener hatten neben ihnen Bedeutung.
Zwei Tuschzeichnungen von Hans von Kulmbach,
wappenhaltende Engel, offenbar Entwürfe für Glas-
malerei, standen unter den Deutschen an erster
Stelle (1500 Mark), neben ihnen ein sehr gutes Rund-
blatt, Entwurf für eine gemalte Scheibe, von Jörg Breu,
das auch 15:00 Mark kostete. Von älteren Italienern
war eine Bischofsfigur von Pinturicchio bemerkenswert
(y 100 Mark), von späteren die „Canalettos," die zwischen
2000 und 4000 Mark kosteten, besonders aber ein
sehr kompletter und voll signierter Guardi, der mit
7000 Mark zugeschlagen wurde. Die schöne „Hafen-
ansicht" von Claude Lorrain war mit 9100 Mark ver-
gleichsweise billig.

Die Preise für die gesicherten Rembrandt-Zeich-
nungen hielten sich annähernd in den Grenzen, die
man nach der Auktion Heseltine erwarten konnte.
Rembrandts Landschaften sind besonders begehrt, und
so erzielte seine „Landschaft mit Kirche" den höchsten
Preis (iyooo Mark). Der „knieende Mann" brachte
J400 Mark, die „Verkündigung Mariae," deren Eigen-
händigkeit nicht über allem Zweifel erhaben sein dürfte,

9000 Mark, der „am Tisch sitzende Mann" 6500 Mark,
das besonders grossartige „Ecce homo" 12500 Mark, der
„stehende Orientale", ganz prachtvoll, 12000 Mark, und
das sehr genial aussehende Tobiasblatt 7500 Mark.

Wie hoch der Name Rembrandt heute bewertet
wird, konnte man an den Preisen für Blätter aus Rem-
brandts unmittelbarer Schule und Nachbarschaft fest-
stellen. Wer bei dem „Tobias" des Meisters nicht mehr
mirgeboten hatte, konnte sich von dem Schüler Gabrand
van den Eeckhout die „Tröstung Hagars" für 1 y y o Mark
kaufen, und wer bei Rembrandts „Landschaft" leer aus-
gegangen war, musste sich mit Eeckhouts schönem Land-
schaftsaquarell für 3300 Mark trösten. Arbeiten von
dem Rembrandtnachahmer Samuel von Hoogstraaten,
die oft mit denen des Meisters verwechselt worden sind,
wurden mit über 3000 Mark bezahlt, was etwas reichlich
scheint, aber sofort wieder billiger aussieht, wenn man
erfährt, dass ein Händler aus Dänemark sie erwarb, der
natürlich die Valuta ausnützen konnte, ebenso wie Hof-
stede de Groot aus Holland, der einige der besten Rem-
brandt-Blätter sowie noch manches andere erstand.

In der zweiten Abteilung, der Graphik, waren be-
sonders die Rembrandt-Radierungen sehr begehrt. Wir
notieren folgende Preise: Nr. 1098, Die Brücke des
Six. Dritter Zustand: 3300 Mark. — Nr. 1100, Aus-
sicht auf Amsterdam: 4100 Mark. —Nr. 1101, Die
Landschaft mit den drei Hütten. Drirter Zustand:
4300 Mark. — Nr. 1103,Die Hütte und der Heuschober:
yooo Mark. — Nr. 1106, Das Landgut des Goldwägers:
7000 Mark. — Nr. 1113, Bildnis Clement de Jonghe,
erster Zustand: 9200 Mark. — Nr. 1114, Ephraim Bonus,
zweiter Zustand: 4000 Mark. — Nr. 1116, Jan Sylvius:
6300 Mark. Rovinskis Rembrandrkatalog kostete 22yo
Mark, Lippmanns Handzeichnungswerk 1300 Mark.

Unter den neueren Meistern stand Menzel an erster
Stelle. Probedrucke zum „Kugler" kosteten, ähnlich wie
auf der Auktion Voll, bis 300 Mark, die Serie der
Probedrucke zum „Zerbrochenen Krug", 30 Blatt auf
losem China, brachte 1100 Mark. Eine Seltenheit aus
der Folge der Versuche mit Pinsel und Schabeisen,
„der Antiquar", einBlatt, dasMenzel offenbarverworfen
hat, vielleicht weil er sich selber darin dargestellt hatte,
erwarb ein Sammler für 1500 Mark.

Zwischenspiel: Aus irgend einem unbegreiflichen
Zufall, wie er bei jeder Auktion einmal vorkommen
kann, war es einem Holländer möglich, zwei gute echte
Handzeichnungen von Snyders, auf die niemand sonst
achtete für zusammen 41 Mark zu erstehen. Er hat sie
dem Berliner Kupferstichkabinett geschenkt.

Der Gesamterlös der Auktion Goldschmidt über-
steigt die Summe von einer halben Million Mark um
ein Bedeutendes. E. W.

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