Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Scheffler, Karl: Erich Heckel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0259

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ERICH HECKEL

VON

KARL SCHEFFLER

Unter den Maximalisten der neuen Kunst spricht
man nicht mit höchster Wertschätzung von
der Kunst Heckeis. Denen um Nolde und Schmidt-
Rottluff, um Kandinsky und Chagall ist er zu zahm,
zu sehr gesättigt mit Überlieferung, zu wenig pro-
grammatisch. Sie wittern in Heckeis Kunst noch
etwas Bürgerliches. Die Bürger aber wollen von
Erich Heckel auch nichts wissen; sie greifen sich
an den Kopf und stöhnen: um Gottes willen!
Beide Symptome beweisen an sich nichts, regen
aber doch zu näherem Hinsehen an, ob hier,
zwischen den Tendenzen, nicht eine Persönlichkeit
heranwächst. Und so erweist es sich in der That.
Beschäftigt man sich, wenn nicht liebevoll, so doch
gewissenhaft, mit den Malereien und mit den
Schwarz-weissarbeiten Heckeis, so entdeckt man
einen Menschen, der es wert ist gekannt zu sein,
der mehr ist als der Angehörige oder Führer einer

Die abgebildeten Blätter sind einer umfangreichen Aus-
stellung von Zeichnungen und graphischen Arbeiten Heckeis
entnommen, die im Graphischen Kabinett (J. B. Neumann),
Berlin, zu sehen war.

Richtung, dem sein Menschentum in entscheiden-
der Weise zum Quell der Form wird.

Am unmittelbarsten wirkt Heckel mit seinen
Bildern. Er wirkt durch etwas stark Klanghaftes da-
rin, durch die schöne menschliche Liebenswürdigkeit
einer fast rauschhaft sich äussernden Lyrik, durch
eine sinnlich reiche Feierlichkeit, die echt genug ist,
um der Wahrheit nicht ausweichen zu müssen.
Weniger unmittelbar wirkt der Zeichner und
Graphiker; dieser erscheint abhängiger und weniger
selbstsicher. Es ist, als bedürfe das Talent Heckeis
einer gewissen Grösse des Formats, der Fülle, die
ohne weiteres mit der Maltechnik verbunden ist
und des Glanzes, den die Farbe verleiht. Ohne dass
man darum abervoneinemstarkenMaltalentsprechen
könnte. Heckel ergreift den Betrachter am stärk-
sten und unmittelbarsten, wenn er seine Empfin-
dungen dichterisch dahinströmen lässt, und dazu
eben bedarf er der Farbe. Dann entstehen roman-
tische Schönheiten, die sich der Erinnerung fest
einprägen — was immer ein gutes Kriterium ist.

249
 
Annotationen