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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 8
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0327

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MAX LIEBERMANN, LITHOGRAPHIE ZU „KLEISTS KLEINEN SCHRIFTEN".

UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN

Die wichtigste Ausstellung des
März war die Corinth-Ausstellung,
die die Berliner Sezession ihrem Präsi-
denten zur Feier seines sechzigsten Geburtstages ver-
anstaltet hat. Es waren einige der schönsten Werke
Corinths zu sehen, doch hätte die Ausstellung als Ganzes
viel einheitlicher und überzeugender sein können. Wir
gehen bei dieser Gelegenheit nicht näher auf Corinths
Scharfen ein, weil wir in einem der nächsten Hefte aus-
führlicher darüber zu berichten und den Geburtstag in
unserer Weise zu würdigen gedenken.

Im Graphischen Kabinet (I. B. Neumann) waren
graphische Arbeiten und Zeichnungen von Willy Jäckel
ausgestellt. Jäckel erfreut sich in dem Kreise der
Berliner Sezession eines nicht geringen Ruhmes. Er
ist ein Zeichner, in dessen Handschrift eine gewisse
Grossartigkeit ist und dessen Monumentalität keines-

wegs nur eine leere Geste bleibt. Er ist mit seinem
„Stil" jedoch allzu schnell fertig geworden. Er konnte
aber nur so schnell fertig werden mit Hülfe einer
Manier und eines expressionistisch gefärbten Eklekti-
zismus. Seine grossen Blätter, worauf nackte Menschen,
leidenschaftlich sich verkrampfende Leiber mit der
umgebenden Landschaft zu einer formalen Einheit
werden, sind zu sehr „Kompositionen." Das Heroische
der Landschaften und der Akte ist, bei aller Kühnheit,
etwas zu systematisch, um lebendige Wirkungen aus-
lösen zu können. Es sollte Jäckel zu denken geben,
dass der Betrachter am liebsten und längsten vor den
Blättern verweilt, die unmittelbar auf Naturstudien
zurück gehen oder vor der Natur vollendet worden sind.
Am stärksten aber wirkte ein gemaltes Frauenbildnis,
das zufällig in den Ausstellungsräumen stand. Hier hat
die Natur den Stil in einer Weise durchdrungen, dass
wie eine sachlich konstatierte Wahrheit wirkt, was doch
ein Klang und eine Formenmelodie ist. K. Sch.

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