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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 12
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0500

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gewesen ist. Innerhalb eines Monats wäre die Summe
herbeigeschafft worden. Aber Colmar verkauft und die
Schutzpatronin der Künste, München, das Asyl gefähr-
deter Kunstwerke, sorgt nicht dafür, dass ein solches
Kunstwerk in Deutschland bleibt!

Alles lässt sich freilich entschuldigen. Ein süd-
deutscher Galeriedirektor erklärt, dieser Rembrandt
sei gar nicht sicher, sondern nur stilkritisch dem Meister
zugeschrieben und es sei überhaupt kein schönes Bild.
Das Bild ist aber von Rembrandt und so schön wie die
besten in Deutschland befindlichen Rembrandts. Eine
solche Beweisführung erinnert doch nur an die Ge-

schichte von dem Topf, den der Angeklagte erstens
gar nicht geliehen hatte und der zweitens, als er ihn
geliehen hatte, schon kaputt war. So kommt schliess-
lich also zum Skandal noch die Blamage. Wären die
Bilder der Colmarer Galerie statt nach München — wo
sie im Keller versteckt werden — seiner Zeit nach
Berlin in den Schutz des Kaiser-Friedrich-Museums ge-
kommen, wie es im Anfang des Krieges angeregt wor-
den ist, so wäre eine solche Ungeheuerlichkeit nicht
vorgekommen. Auf Berlin aber war man damals eifer-
süchtig. Mit welchem Erfolg München vorgezogen
worden ist, sieht man jetzt.

HANS PÖRRMANN, LANDSCHAFT BEI AJAZZIO, 1912

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