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Mi
Wo jüngst der Nachen glitt, des Pferdes Huf-
schlag dröhnt:
Alsovertreibt der Mensch Element durchElement.
Verschwand auch, den mit Netz und Reus' man
fing, der Fisch:
So kommen Butter, Käs' und Eier auf den Tisch.
Auch Rembrandt dürfte diesen beliebten Spaziergang,
der zu seiner Zeit am besten vom St. Anthoniesdijk
aus unternommen wurde, des öftern gemacht haben.
Was er im „Meer" sah, mag ungefähr mit seiner Zeich-
nung (HdG. 834, Chatsworth) übereinstimmen.
Eine gute Vorstellung von den Zuständen, die 2 o bis
3 o Jahre später im Meer angetroffen wurden, giebt
eine Zeichnung im Louvre, die zwar für ein Werk
von Rembrandt gilt, doch am Ende von einem seiner
Schüler, etwa Coninck oder Leupenius, sein könnte
(HdG. 657*). Diese Zeichnung scheint der Zeit näher
zu stehen, wo Antonides van der Goes von den
„Höfen, Lustveranden und Burgen" sang, die aus
dem Diemermeer „der Amstel Paradies" machten.
Damals hatte im Meer eine Wiedergeburt statt-
gefunden, nachdem im Jahre 1651 das durch eine
Bresche im St. Anthoniesdijk hinter Houtewaal ein-
dringende Seewasser alles sechzehn Fuss unter Wasser
gesetzt hatte. Erst 1653 war das Meer wieder trocken
gelegt, und die wohlhabenden Amsterdamer nahmen
ihren sommerlichen Exodus dahin wieder auf.
Die Versuchung ist gross, bei dem Meer auch
noch an eine prächtige Zeichnung zu denken, die
sich in Wien, in der Albertina befindet (HdG. 1485).
Die tiefgelegenen Häuser links, neben dem Haus mit
der Veranda, das sich so klar im ruhigen Wasser
spiegelt, deuten auf ein niedriges Polderland, das
sich an dieser Seite ausdehnt, der Kanal mit seinem
hohen Wasserstand und scharfbeschnittenen Ufer
erinnert an einen Ringkanal,, und die Mühle rechts
könnte die grosse Mühle von- Duivendrecht sein.
Wir haben nicht feststellen können, ob im siebzehnten
Jahrhundert an dem Ringkanal beim Kruisweg dem
späteren Landgut Solitudo gegenüber ein Haus wie
dieses mit der Veranda so dicht am Wasser lag.
Es ist allerdings wahrscheinlich, denn lange Zeit
befand sich dort ein Zoll, der erst in unserer Zeit
aufgehoben wurde. Angenommen, das Haus habe
so ausgesehen, so ist die Ansicht zweifellos vom
südlichen Ringdijk, zwischen Omval und Kruislaan,
aus genommen; genau so wird dort die Duivend-
rechter Mühle hinter einer stumpfen Biegung im
Ringkanal sichtbar.
Unser Heimweg aus dem Meer führt uns über
die Oetewalerbrug und den Weg gleichen Namens,
bis wir, in Houtewaal angelangt, über den St. An-
thoniesdijk in einer Viertelstunde Rembrandts Haus
wieder erreichen.
:,.l[
REMBRANDT, LANDWEG
ZEICHNUNG, KUPFERSTICHKABINETT, BERLIN
407
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Wo jüngst der Nachen glitt, des Pferdes Huf-
schlag dröhnt:
Alsovertreibt der Mensch Element durchElement.
Verschwand auch, den mit Netz und Reus' man
fing, der Fisch:
So kommen Butter, Käs' und Eier auf den Tisch.
Auch Rembrandt dürfte diesen beliebten Spaziergang,
der zu seiner Zeit am besten vom St. Anthoniesdijk
aus unternommen wurde, des öftern gemacht haben.
Was er im „Meer" sah, mag ungefähr mit seiner Zeich-
nung (HdG. 834, Chatsworth) übereinstimmen.
Eine gute Vorstellung von den Zuständen, die 2 o bis
3 o Jahre später im Meer angetroffen wurden, giebt
eine Zeichnung im Louvre, die zwar für ein Werk
von Rembrandt gilt, doch am Ende von einem seiner
Schüler, etwa Coninck oder Leupenius, sein könnte
(HdG. 657*). Diese Zeichnung scheint der Zeit näher
zu stehen, wo Antonides van der Goes von den
„Höfen, Lustveranden und Burgen" sang, die aus
dem Diemermeer „der Amstel Paradies" machten.
Damals hatte im Meer eine Wiedergeburt statt-
gefunden, nachdem im Jahre 1651 das durch eine
Bresche im St. Anthoniesdijk hinter Houtewaal ein-
dringende Seewasser alles sechzehn Fuss unter Wasser
gesetzt hatte. Erst 1653 war das Meer wieder trocken
gelegt, und die wohlhabenden Amsterdamer nahmen
ihren sommerlichen Exodus dahin wieder auf.
Die Versuchung ist gross, bei dem Meer auch
noch an eine prächtige Zeichnung zu denken, die
sich in Wien, in der Albertina befindet (HdG. 1485).
Die tiefgelegenen Häuser links, neben dem Haus mit
der Veranda, das sich so klar im ruhigen Wasser
spiegelt, deuten auf ein niedriges Polderland, das
sich an dieser Seite ausdehnt, der Kanal mit seinem
hohen Wasserstand und scharfbeschnittenen Ufer
erinnert an einen Ringkanal,, und die Mühle rechts
könnte die grosse Mühle von- Duivendrecht sein.
Wir haben nicht feststellen können, ob im siebzehnten
Jahrhundert an dem Ringkanal beim Kruisweg dem
späteren Landgut Solitudo gegenüber ein Haus wie
dieses mit der Veranda so dicht am Wasser lag.
Es ist allerdings wahrscheinlich, denn lange Zeit
befand sich dort ein Zoll, der erst in unserer Zeit
aufgehoben wurde. Angenommen, das Haus habe
so ausgesehen, so ist die Ansicht zweifellos vom
südlichen Ringdijk, zwischen Omval und Kruislaan,
aus genommen; genau so wird dort die Duivend-
rechter Mühle hinter einer stumpfen Biegung im
Ringkanal sichtbar.
Unser Heimweg aus dem Meer führt uns über
die Oetewalerbrug und den Weg gleichen Namens,
bis wir, in Houtewaal angelangt, über den St. An-
thoniesdijk in einer Viertelstunde Rembrandts Haus
wieder erreichen.
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REMBRANDT, LANDWEG
ZEICHNUNG, KUPFERSTICHKABINETT, BERLIN
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