DIE SAMMLUNG RAUERS IN HAMBURG
VON
EMIL WALDMANN
Im allgemeinen pflegt das private Kunstsammeln
in deutschen Städten Hand in Hand zu gehen
mit der Thätigkeit der Museen, besonders wenn diese
im deutschen Kunstleben eine führende Stellung
einnehmen. Als in Hamburg der grösste deutsche
Kunstpolitiker der Neuzeit, Alfred Lichtwark, sein
Reorganisationswerk begann, stiegen auch für die
Hamburger Kunstfreunde und Bildersammler an-
regende Zeiten herauf. Zwar wurden diese An-
regungen, soweit sie über die Befruchtung des orts-
eingesessenen Dilettantismus und die Belebung des
Interesses an moderner Graphik hinausgingen, nicht
in dem Sinne fruchtbar, dass nun Sammlungen auf
Lichtwarks eigenstem Arbeitsgebiet, der hamburgi-
schen Kunst des frühen neunzehnten Jahrhunderts,
dem beginnenden deutschen Realismus und der
Blütezeit deutscher Malerei (mit Menzel und Leibl)
in Hamburg entstanden wären. Dazu war wohl
seine Sorge, alles dies für seine Kunsthalle zu sichern,
zu gross; das wollte er alles selber haben. Aber auf
dem Gebiete der Malerei, die er nicht im eigent-
lichen Sinne sammelte, trotzdem er sie schätzte, auf
dem Gebiete des französischen Impressionismus und
der deutschen Malerei der jüngeren und jüngsten
Gegenwart blieb für die Privatsammler genug zu
thun. Was sie für die Kunst der damals Jüngeren
leisteten, zeigte die Ausstellung der Sammlung Simms
mit ihren Bildern von Corinth und Habermann,
Beckmann, Leo von König und Rösler, die im
Frühling 191 8 in der Hamburger Kunsthalle statt-
fand. Dass in Hamburg im vergangenen Jahrzehnt
der Expressionismus, von Munch und van Gogh
bis Heckel und Nolde und Kokoschka eine Stätte
so liebevoller Pflege fand wie kaum in einer andren
deutschen Stadt, sah man voll Überraschung an der
vom „Frauenbund zur Förderung bildender Kunst"
427
VON
EMIL WALDMANN
Im allgemeinen pflegt das private Kunstsammeln
in deutschen Städten Hand in Hand zu gehen
mit der Thätigkeit der Museen, besonders wenn diese
im deutschen Kunstleben eine führende Stellung
einnehmen. Als in Hamburg der grösste deutsche
Kunstpolitiker der Neuzeit, Alfred Lichtwark, sein
Reorganisationswerk begann, stiegen auch für die
Hamburger Kunstfreunde und Bildersammler an-
regende Zeiten herauf. Zwar wurden diese An-
regungen, soweit sie über die Befruchtung des orts-
eingesessenen Dilettantismus und die Belebung des
Interesses an moderner Graphik hinausgingen, nicht
in dem Sinne fruchtbar, dass nun Sammlungen auf
Lichtwarks eigenstem Arbeitsgebiet, der hamburgi-
schen Kunst des frühen neunzehnten Jahrhunderts,
dem beginnenden deutschen Realismus und der
Blütezeit deutscher Malerei (mit Menzel und Leibl)
in Hamburg entstanden wären. Dazu war wohl
seine Sorge, alles dies für seine Kunsthalle zu sichern,
zu gross; das wollte er alles selber haben. Aber auf
dem Gebiete der Malerei, die er nicht im eigent-
lichen Sinne sammelte, trotzdem er sie schätzte, auf
dem Gebiete des französischen Impressionismus und
der deutschen Malerei der jüngeren und jüngsten
Gegenwart blieb für die Privatsammler genug zu
thun. Was sie für die Kunst der damals Jüngeren
leisteten, zeigte die Ausstellung der Sammlung Simms
mit ihren Bildern von Corinth und Habermann,
Beckmann, Leo von König und Rösler, die im
Frühling 191 8 in der Hamburger Kunsthalle statt-
fand. Dass in Hamburg im vergangenen Jahrzehnt
der Expressionismus, von Munch und van Gogh
bis Heckel und Nolde und Kokoschka eine Stätte
so liebevoller Pflege fand wie kaum in einer andren
deutschen Stadt, sah man voll Überraschung an der
vom „Frauenbund zur Förderung bildender Kunst"
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