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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 1
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Scheffler, Karl: Hans Purrmann: und der moderne Kolorismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0015

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HANS PURRMANN
UND DER MODERNE KOLORISMUS

VON

KARL SCHEFFLER

Wer die Malerei Purrmanns in ihren Voraus-
setzungen und Ergebnissen begreifen will,
muß sich klar machen, welche Rolle die Farbe in
der Malerei der Gegenwart spielt. Das kostet
eine Anstrengung, weil über das Wesen des mo-
dernen Kolorismus wenig erst gesagt worden ist,
weil der Kunstfreund nicht viel Unterstützung
findet und im wesentlichen auf sich selbst ange-
wiesen ist. Es fehlt, trotz der vielen Schriften über
Malerei, an gründlichen Untersuchungen über die
Farbe. Das Problem ist jung und eigentlich erst
seit einigen Jahrzehnten aktuell. Neben der Zeichen-
lehre, die schon Jahrhunderte alt ist, gibt es nicht
auch eine künstlerische Farbenlehre; modernerKolo-
mus, das ist nahezu ein Pleonasmus.

Die absolute Farbe, das heißt die Eigenfarbe
der Erscheinungen, hat allerdings von je eine Rolle
in der Malerei gespielt; und einen Kolorismus im
Sinne des harmonischen, ja des ausdrucksvollen

Zusammenstimmens dieser Eigenfarben hat es auch
immer gegeben. Doch war die Farbe mehr oder
weniger zwischen den Konturen der Zeichnung,
oder sie war nur ein Bestandteil des Hell und
Dunkel; die koloristische Begabung des Malers
äußerte sich darin, wie er die einzelnen Farben
als Klänge behandelte und sie zu Akkorden ver-
band. Das Entscheidende in alten Kunstwerken
ist die Zeichnung und die Wirkung von Hell und
Dunkel. Man kann die Farbe von den Bildern
alter Meister abziehen, ohne daß den Werken der
Lebensnerv durchschnitten wird; die Farbe gehört
nicht durchaus zum künstlerischen Organismus,
sie ist etwas Hinzugefügtes, ist weniger ein Mittel
das Leben auszudrücken als vielmehr ein Mittel,
das schon dargestellte Leben mit mehr Schmuck
und Illusion noch zu umgeben.

Allerdings gibt es Kunstwerke, in denen große
Maler versucht haben, der Farbe einen höheren

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