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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 3
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Glaser, Curt: Cranachs Spätstil
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0101

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LUKAS CRANACH, DER JUNGBRUNNEN

BERLIN

CRANACHS S PAT STIL

VON

CURT GLASER

Der Stil der Cranachschen Kunst, wie er in
den dreißiger und vierziger Jahren des sech-
zehnten Jahrhunderts sich ausbildet, bedeutet die
Einleitung und Begründung eines deutschen Ma-
nierismus. So trifft ihn jeder Vorwurf, der eine
manieristische Kunst überhaupt treffen kann. Aber
wie das Urteil über das Werk der eigentlichen
Manieristen, die, vor allem in den Niederlanden,
zeitlich auf Cranach folgten, in der jüngsten Zeit
eine starke Wandlung erfahren hat, so bedarf
auch die allgemeine Stellungnahme gegenüber dem
Spätstil des Lukas Cranach einer durchgreifenden
Revision.

Anm. d. Red. Aus einem Buch über Cranach, das in
diesen Wochen (im Insel-Verlag) erscheint.

Die Grabschrift Cranachs rühmt den Meister
als pictor celerrimus, als den „schnellsten Maler".
Und dieses Prädikat, das seinen Zeitgenossen als
das bezeichnendste erschien, darf auch in der
Charakteristik seiner Kunst nicht übergangen
werden. Dürer war gewiß alles andere als ein
„schneller Maler", wenn er sich auch einmal
rühmt, ein Bild in fünf Tagen vollendet zu haben.
Das war die Ausnahme. In der Regel blieb er
der fleißige Kläubler, der schwer mit der Form
zu ringen hatte. Nicht daß die Hand weniger
leicht gefolgt wäre. Aber der Geist war ernster
und die Gesinnung strenger. Für Dürer war die
Kunst zugleich eine Wissenschaft vom Schönen
und eine Ergründung des Formengehaltes der

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