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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 4
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0167

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HANS BECKMANN, HOLZFÄLLER IM WALDE. LAVIERTE FEDERZEICHNUNG

UNSTAUSSTELLUNGEN

BEI! LI 9"' *

Weder die Herbstausstellung der Ber-
liner Sezession noch die Jury freie Kunst-
schau haben genug Fülle, um besondere

Berichte zu rechtfertigen. Auch grundsätzlich ist über beide
Veranstaltungen nichts mehr zu sagen. Die Berliner Se-
zession gibt ihren Mitgliedern und einigen geladenen Gästen
Gelegenheit, neue Arbeiten zu zeigen und zu verkaufen;
und die Juryfreie Kunstschau bietet dieselbe Gelegenheit
jedem, der sich mit einem Bild oder einer Plastik an die
Öffentlichkeit traut.

Am Kurfürstendamm findet man das bekannte Niveau.
Manches ist tüchtig, vieles ist nichtssagend, und die hef-
tigen Bemühungen um Originalität mischen ' sich zu einem
ziemlich trüben Einerlei. Persönlichkeiten treten nicht her-
vor, wenn man von Corinth absieht, der mit neuen Arbeiten
hier ebenso reich, wenn auch nicht ebenso glücklich ver-
treten ist, wie in der Ausstellung der Akademie mit alten
Bildern. In der Erinnerung bleibt von ihm eine schöne
Landschaft.

Die Jurvfreie Kunstschau hat die Ausstellungshallen am
Lehrter Bahnhof benutzt, um die Menge eingesandter Bilder-
und Plastiken unterzubringen. Der Aufenthalt in den unheiz-
baren Räumen, deren Steinfußböden und Glasdächer eisige
Kälte ausströmen, ist unbehaglich und darum der Kauflust
wohl nicht günstig, trotzdem ,sich der Leiter, der vortreff-
liche Herman Sandkuhl, große Mühe gegeben hat. Durch
Gruppierung und geschickte Verteilung der Bilder ist juriert
worden, und das Niveau ist merklich höher als in früheren
Jahren. Die Ausstellung hält durchaus, was die verständige
Denkschrift verspricht, sie ist so gut, wie sie unter den
gegebenen Umständen sein kann. Sieht man freilich zu,
welche Arbeiten als die besten auffallen, so begegnet man
lauter bekannten Namen — zum Teil denselben, wie in
der Ausstellung der Berliner Sezession. Das Gesetz der
Relativität macht es, daß einem Arbeiten, die in den
jurierten Ausstellungen zu den Werken mittlerer Qualität
gehören, im Milieu der Juryfreien besser und reifer
erscheinen; das ist natürlich eine optische Täuschung.
Neue Talente treten nicht hervor. Doch das erwartet man
auch nicht.

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