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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 9
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0338

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M. VON SCHWIND, STUDIENBLATT ZU DEN „SPANISCHEN LIEBESLIEDERN"

(1848 FÜR DIE ,.FLIEGENDEN BLÄTTER1' GEZEICHNET)

UNSTAUSSTELLUNGEN

MÜNCHEN

Der Münchener Ausstellungsvvinter
warwohl der dürftigste der letztenjahr-
zehnte. Eine Belebung war erst im
Februar zu spüren. Am anregendsten waren in letzter Zeit
die Ausstellungen der Graphischen Sammlung und die
schönste in dieser Reihe die Ausstellung von Zeichnungen
Schwinds aus dem Besitz der Graphischen Sammlung und
Münchner Liebhaber. Man hat damit die fünfzigste Wieder-
kehr des Todestages Schwinds würdig begangen. Neben
Bekanntem sah man eine große Reihe unbekannter Blätter.
Allen gemeinsam ist die große Stilreinheit Schwinds, die
Echtheit und der Adel seiner Empfindung, das deutsche
Wesen seiner Kunst, das in diesen Studienblättern uns wo-
möglich noch mehr zum Bewußtsein kommt als in seinen
Bildern. Diese Zeichnungen sind deutsch im besten Sinne
des Wortes. Auch wenn man nicht wüßte, von wem sie
stammen, so genügt selbst der Ausschnitt eines Studien-
blattes, um hier einen späten Anverwandten Dürers, einen
etwas älteren Genossen Menzels zu erkennen. Die Graphische
Sammlung hat nicht versäumt, bei dieser Gelegenheit aus
Privatbesitz eine große Anzahl von Blättern zu ihrem bis-
herigen köstlichen Besitz hinzuzuerwerben, vor allem eine
ganze Anzahl von Studien zur „Symphonie".

Goltz hat sich mit der Veranstaltung einer Gesamt-
ausstellung von Kubins Schaffen (1898—1921) ein großes

Verdienst erworben. Die Ausstellung hinterließ einen über-
aus starken und nachhaltigen Eindruck. Der Künstler, der
schon in seinen frühesten Arbeiten eine Persönlichkeit war,
hat sich von Jahr zu Jahr, fast möchte man übertreibend
sagen von Blatt zu Blatt weiterentwickelt, ist in der Ge-
staltung seiner eigenartigen Visionen immer monumentaler
geworden. Keines der ausgestellten Blätter zeigte im Strich
eine Banalität oder eine Verkennung der Aufgabe des Gra-
phikers. Der Inhalt der Blätter hat stets eine kongeniale
Form erhalten. Kubins Gestaltungskraft und Temperament
hat glücklicherweise mit den Jahren keine Einbuße erlitten.
Die Schaffensfreude des Künstlers ist heute größer denn je.
Immerhin erweckte die Ausstellung den Eindruck, als ob
Kubin mit den in den letzten Jahren vor Kriegsausbruch ge-
schaffenen Blättern einen Höhepunkt erreicht habe.

Sehr nachdenklich und in verschiedener Hinsicht weh-
mütig stimmte die Ausstellung der Gemälde und Zeichnungen
des allzufrüh dahingeschiedenen Pragers Eugen von Kahler
(1882—1911). Mit dieser Gedächtnisausstellung stieg die ganze
Vorkriegszeit mit der stetigen Entwicklung einer zahlreichen
und auch innerlich reichen Künstlerschaft auf, an jene
Maler, die sich nicht lernend mit jedem neuen Bilde an die
Öffentlichkeit wandten, die als wahre Diener der Kunst nur
an ihr Werk dachten, nicht aber an vorzeitige und über-
schwengliche monographische Lobpreisungen ihrer Taten
und ihres Talents. Eugen von Kahler war gewiß kein sehr
starkes, kein sehr urwüchsiges Talent. Man erschrickt aber

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