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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 10
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MAX SLEVOGT, DER GESTIEFELTE KATER, ZEICHNUNG

AUS EINEK MAPPE DES PROPYLÄEN VERLAGES, BERLIN

NEUE BÜCHER

Grundlegung der allgemeinen Kunstwissen-
schaft. Von Emil Utitz. ZweiterBand. VIII und438 S. gr.8°.
12 Bildtafeln. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart, 1920.

Der Rostocker Professor Utitz hat in dieser Zeitschrift
bereits alles Wesentliche über Entstehung, Bedeutung und
Aufgabe der allgemeinen Kunstwissenschaft gesagt; es kann
demnach die Absicht des Buches als bekannt vorausgesetzt
und die Aufmerksamkeit sogleich auf Inhalt und Ausführung
eingestellt werden. In drei große Teile gliedert sich das
Ganze des zweiten (letzten) Bandes: Das Kunstwerk, der
Künstler, die Kunst. Den Ausgangspunkt bildet die im
ersten Band gewonnene Bestimmung der Kunst als einer
Gestaltung auf ein Gefühlserleben hin. Es wird nun gezeigt,
daß jede solche Gestaltung zu ihrer Gegenständlichkeit ge-
wisser Voraussetzungen bedarf z. B. eines Materials (etwa
der Bronze), einer Seinsschicht, einer Darstellungsweise,
und daß nach diesen grundsätzlichen Möglichkeiten die
Kunst sich gliedern läßt. Da der Sinn des Kunstgebildes
sich in einem gefühlsmäßigen Erleben aufschließt, so stehen
Material, Seinsschicht, Darstellungsweise, Darstellungswert,
Kunstverhalten in einem funktionalen Zusammenhang: erst
dieser macht aus den an sich kunstfremden Bedingungen

ein Kunstwerk. Utitz verharrt indessen weniger bei der
Wirkungseinheit als bei den einzelnen sich durchdringenden
Teilen; ihnen wird eine die alten Probleme verjüngende
Betrachtung gewidmet und dabei wird auch eine Anzahl
allgemeiner Fragen, wie die des Naturalismus oder die des
Tragischen, gestreift. — Mit dem zweiten Kapitel, das den
Künstler behandelt, kommen wir zum Hauptstück des ganzen
Bandes. Denn hier erweist sich als besonders fruchtbar
des Verfassers Begabung, die mehr zu psychologischer Ein-
fühlungsfähigkeit neigt als zu systematischer Kraftleistung.
Utitz selber betrachtet freilich als entscheidend „die sichere
Verankerung in der Methode", nämlich die Unterordnung
unter die Frage: was gehört wesensnotwendig zum künstle-
rischen Schaffen? Welche Eigenschaften des Künstlers folgen
aus dem Wesen der Kunst? Aber der Wert seiner Dar-
stellung liegt nicht in dem zwingenden Fortschritt des Ge-
dankens, sondern in dem Reichtum an Beziehungen. Zu-
nächst wird gezeigt, daß die „affektive Gedächtnisumbildung"
ein wichtiges Teilstück des Schaffens ist und sich, vor-
nehmlich beim Dichter, der Lüge oder dem „Klatsch"
nähert; alsdann, daß ähnlich wie im Klatsch eine Loslösung
stattfindet, doch nunmehr nicht als Abwälzung irgendeines

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