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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 11
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Scheffler, Karl: Berlin-Potsdamer Kunstsommer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0391

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BERLIN-POTSDAMER KUNSTSOMMER

VON

KARL SCHEFFLER

Die Freie Sezession hat in unserm Juniheft das
Vorwort veröffentlicht, das sie dem Katalog
ihrer Jahresausstellung (im Landesausstellungs-
gebäude am Lehrter Bahnhof) voranstellen wollte,
woran sie aber aus äußeren Gründen verhindert
worden ist. Sie drückt darin den Willen aus
„die wertvollen Kräfte aus allen Lagern zu ver-
sammeln" und „die Qualität der Produktion zum
alleinigen Maßstab zu machen, nicht die Zugehörig-
keit zu einer bestimmten Richtung".

Hätte die Freie Sezession verstanden, diesen
einfachen aber vortrefflichen Grundsatz überzeugend
zu verwirklichen, so wäre eine Ausstellung von
schlagender Wirkung zustande gekommen. Denn
es ist der reinen Qualität eigen, daß sie selbst-
tätig ordnet und gliedert. Leider hat die Praxis
dem Programm gegenüber versagt. Selbst wenn
man zugibt, daß die äußeren Bedingungen am
Lehrter Bahnhof übel sind, daß man die einzel-
nen Künstlergruppen nicht sichtbar und scharf
genug voneinander getrennt hat, daß das Licht kalt

und grell ist, daß die Säle schlechte Verhältnisse
haben, und daß der Aufenthalt in der Ausstellung
in keinem Fall zum Genuß werden könnte, so
bleibt doch noch genug des Unerfreulichen, das
allein von der Auswahl der Kunstwerke verschuldet
wird. Die Ausstellung ist doch nicht ganz un-
parteiisch gemacht worden, sie ist nach einer
„Richtung" orientiert. Die Künstler der älteren
Generation fehlen ganz; von den Jüngeren aber sind
auch nicht nur die Begabungen unter sich. Es
ist ebensosehr nach Aktualität wie nach Qualität
gewählt worden. Darum ist wohl eine Absicht,
nicht aber eine Idee in der Ausstellung. Man er-
blickt ein buntes Durcheinander ohne Ruhepunkte.
Vieles ist wie zufällig da; hätte Herr Flechtheim,
der von Düsseldorf nach Berlin übergesiedelt ist,
nicht mancherlei aus seinem Besitz an rheinisch-
französischen Kunstwerken hergeliehen und in
einer besonderen Ecke geschmackvoll aufgebaut,
so wäre die Ausstellungsleitung wohl gar in Material-
schwierigkeiten geraten.

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