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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 8
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0306

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HONORE DAUMIER, ILLUSTRATION. HOLZSCHNITT

DAS BERLINER KUPFERSTICHKABINETT

T^nde März ist im Kupferstichkabinett eine Ausstellung
„Die Lithographie" eröffnet worden, nachdem zwei
Veranstaltungen ähnlicher Art dem Holzschnitt und der
Radierung gewidmet waren. Die Ausstellung ist vorbild-
lich gemacht. Sie gibt klare Überblicke der geschicht-
lichen Entwicklung der Lithographie, sie veranschaulicht
an charakteristischen Beispielen die technischen Metamor-
phosen im Stilwandel der Jahrzehnte, und sie betont so
glücklich das künstlerisch Bedeutende, daß Geschichte und
Technik in die richtige Relation gebracht werden. Erfolge
von Ausstellungen dieser Art sind, um der Verwickeltheit
der graphischen Interessen willen, zu großen Teilen Takt-
fragen. Daß das Kupferstichkabinett es versteht, diese Takt-
fragen restlos zu lösen, zeigt sich auch wieder in dieser
Lithographieausstellung. Daher kommt es, daß man die Art,
wie die Pflege der alten Graphik mit der der modernen hier
Hand in Hand geht, wie etwas Selbstverständliches hinnimmt,
ohne zu bedenken, daß die seltensten Eigenschaften zu-
sammenkommen mußten, um das schöne Resultat zu erzielen.

Max J. Friedländer hat der Ausstellung einen kleinen
Führer geschrieben (verlegt bei Bruno Cassirer), der in
knapper, fast zu knapper Fassung ein kleines Meisterwerk
exakter Darstellung geworden ist und der reich ist an jenen
Hinweisen, die eine Zeit, eine Technik, eine künstlerische
Eigenart mit einem einzigen Eigenschaftswort lebendig ver-
anschaulichen. An der Hand dieses Führers die Ausstellung
zu durchwandeln ist ein Genuß, wie man ihn so rein
selten erlebt. Man wird übrigens durch diese Aus-
stellung wieder daran erinnert, welche Schätze in den
Schränken des Berliner Kabinetts ruhen, wie reich es an
musterhaften Drucken alter und neuer Meister der Graphik
ist. Dankbar sei auch darauf hingewiesen, daß die Ab-
bildungen dieses Heftes mit wenigen Ausnahmen nach
Blättern des Kabinetts angefertigt worden sind, daß im be-
sonderen die reproduzierten Lithographien der oben er-
wähnten schönen Ausstellung entnommen sind.

K. Sch.

DIE THOMA-AUSSTELLUNG

„~C s wäre zu wünschen gewesen, daß die Berliner Aka-
' demic der Künste den achtzigsten Geburtstag Thomas
benutzt hätte, um in ihren schönen Räumen am Pariser Platz
eine Musterausstellung zu veranstalten, das heißt also eine
Ausstellung mit dem Programm, den wesentlichen Thoma
zu zeigen, jenen Thoma, der in der deutschen Kunst fort-
leben wird . . . ."

Diese Anregung ist im 18. Jahrgang, in dem Hans Thoma
zu seinem achtzigsten Geburtstag gewidmeten Sonderheft
gegeben und in der Folge noch wiederholt worden. Die
Akademie der Künste hat nicht darauf geachtet; dafür hat
Ludwig Justi sie aufgegriffen. Er hat das erste Stockwerk
der Nationalgalerie frei gemacht, hat die für die Jahrhundert-

ausstellung einst eingezogenen Wandbespannungen entfernt
(warum nicht überstrichen?), so daß die alten Wandbeklei-
dungen in ihrer streckenweis irritierenden Scheußlichkeit
zum Vorschein kommen, hat aus Privatbesitz etwa zwei-
hundert Bilder Thomas zusammengebracht, hat sie weit-
läufig aufgehängt und die Ausstellung dann feierlich er-
öffnet. Mit dieser Veranstaltung hat Justi sich einer größeren
Aufgabe zugewandt, einer jener würdigen Aufgaben, die
ich in meinem Buch „Berliner Museumskrieg" gefordert habe.
Er hat getan, was zu tun in Berlin längst Pflicht gewesen
wäre. Das ist zu rühmen; und zu rühmen ist auch die für
diese Ausstellung aufgewandte Arbeit, das dafür gebrachte
Opfer.

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