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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 1/2
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Bock, Elfried: Menzels erste Radierversuche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0037

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MENZELS ERSTE RADIERVERSUCHE

VON

ELFRIED BOCK

Menzel hat keine bestimmten Äußerungen über
die Art seiner ersten Radierungen hinter-
lassen. Er hat zwar dem Bremer Kunstsammler
Meier erzählt, „der tote Husar" (Bock 1148) sei
das Blatt, an dem er die Geheimnisse der Radier-
kunst studiert habe. Solche auf ein einzelnes

ADOLF MENZEL, SKIZZENBUCHBLATT

BERLIN, NATIONALGALERIE
MIT ERLAUBNIS VON F. BRUCKMANN A.-G., MÜNCHE

Objekt zugespitzten Bemerkungen Menzels, mit
denen er freigebig war, hatten aber oft genug einen
allgemeinen Sinn. Man sieht es der genannten
Radierung an, daß sie zu technischen Versuchen
gedient hat. Sie zeigt aber durchaus keine unbe-
holfene Handhabung der Nadel, kann auch einfach
darum nicht der erste Radierversuch
Menzels sein, weil sie von 1844 datiert
ist. Und aus seinen Briefen und Daten
auf anderen Blättern wissen wir, daß er
schon im vorhergehenden Jahre mit Ra-
dieren beschäftigt war.

Auf zwei Drucken bekannter früher
Radierungen Menzels im Berliner Kupfer-
stichkabinett stehen Notizen vom ehe-
maligen Besitzer Puhlmann, seinem alten
Freunde. Die „Familie bei der Lampe"
(Bock 1132), das verätzte und eben da-
durch wirksame Blatt, wird als sein zwei-
ter, „Die schlafende Näherin am Fenster"
(Bock 1134) als sein dritter mißglückter
Radierversuch bezeichnet. Man hat keine
Ursache, an der Richtigkeit zu zweifeln.
Puhlmann und Arnold waren die Freunde,
die Menzel an all seinen Plänen und
Erfolgen teilnehmen ließ. Die Reihenfolge
leuchtet ja auch ein. Menzel ist wohl
nie ein raffinierter Radiertechniker ge-
wesen. Aber man kann nicht anneh-
men, daß ihm eine so grobe Verätzung
hätte unterlaufen können, nachdem ihm
ein so sicher geätztes Blatt wie die schla-
fende Näherin gelungen war. Wo aber
ist die erste Radierung? Von der Fa-
milie bei der Lampe gibt es noch eine
andere Fassung (Bock 1133), auf der in
schematischen Strichlagen nur die Zim-
merwand angelegt ist, unter Aussparung
der Figuren. Puhlmann hat wohl von
dieser aufgegebenen Platte, von der nur
Neudrucke bekannt sind, nichts gewußt.
Ich nehme an, daß sie eine nachträgliche
Wiederholung desselben Themas ist; denn
es ist wahrscheinlicher, daß Menzel mit ihr

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