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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 7
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Scheffler, Karl: George Grosz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0196

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GEORGE GROSZ, PÄRCHEN. ZEICHNUNG

MIT ERLAUBNIS DES MALIK-VERLAGES

GEORGE GROSZ

VON

KARL SCHEFFLER

Der Kommunist George Grosz hat Meinungen
veröffentlicht, woraus geschlossen werden
mußte, daß er die Kunst und sein Talent für eine
bürgerliche, das heißt in seinem Sinne für eine
verwertliche Angelegenheit hält, für etwas Ata-
vistisches, das nur noch Sinn hat, sofern es sozial-
revolutionären Zwecken selbstlos dient. Das war
vor drei Jahren. Jetzt scheint dem Zeichner das
Bewußtsein zu dämmern, daß das Talent doch das
Beste ist, was er hat, und daß die Kunst mehr ist,
als er davon gehalten. Denn über die Anklagen
des Sozialkritikers siegt mehr und mehr eine Freude
an der Erscheinung. Sogar eine gewisse romantische

Heiterkeit äußert sich. Die letzten Ausstellungen
im Malik-Verlag und in der Galerie A. Flechtheim
zeigten es, daß in dem humorlosen Entlarver sozialer
Scheußlichkeiten etwas Neues vorgeht. Grosz hat
offenbar mehr Freude an seinem Talent als früher;
und dafür dankt das so lange vergewaltigte Talent
mit Schönheiten. Diese Schönheiten aber wirken auf
den Stoff, auf die Gestalten aus einer Welt des Häß-
lichen zurück, geben ihnen höheren Ausdruck, viel-
fältigere Bedeutung, und tun, was keine Tendenz
konnte: sie machen die dargestellten Wahrheiten über-
zeugend, unwidersprechlich und lassen sie im Zu-
sammenhang mit dem Leben verständlich erscheinen.

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