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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 7
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NEUE BUCHER

Anders Zorn als Radierer. Herausgegeben von Axel
Romdahl. Mit 100 Abbildungen. Erste Folge, Band V von
Arnolds graphischen Büchern. Zweite Auflage Verlag
Ernst Arnold, Dresden 1924.

Romdahl, der Herausgeber, hat dem Buch die Vorrede
geschrieben. Er überschätzt seinen Landsmann. „Natürlich",
möchte man sagen, denn es ist für einen Schweden fast
unvermeidlich, weil Zorn für Schweden so viel bedeutet,
weil man dort so stolz auf ihn ist. Auch ist Romdahl ja
in guter internationaler Gesellschaft, wenn er Zorn über-
schätzt. Fast alle Sammler moderner Graphik denken über-
trieben von dem glänzenden, ja blendenden Talent des
Radierers. Was in sehr hohen Preisen dann Ausdruck findet.
Nicht umsonst ist der Schwede durch die Schule der eng-
lischen Radierung gegangen, nicht umsonst hat er, der Sohn
eines nach Schweden verschlagenen bayerischen Braumeisters,
dem in London lebenden Bayern Herkomer den aus Münch-
ner Atelierbravour und englischer Eleganz gemischten Stil,
der zum Erfolge führt, abgesehen, nicht ohne Grund hat
er sich zuerst dem glänzenden Whistler und dann dem mon-
dänen Franzosen Besnard zugewandt. Gewiß gehört er
zum Impressionismus, doch gehört er, wie Besnard, zu
jenen, die aus dem Stil der großen Ergründer eine Hand-
schrift und eine virtuos beherrschte Mode machten. Was
er von eigenem hinzutat, war der kühne Frohsinn eines ge-
sunden nordischen Menschen und eine erstaunliche Sicher-
heit im Technischen. Er erwarb internationalen Ruf, weil
er glänzend war und es den Leuten leicht machte. Als es
ihm gar gelang, Rembrandt — den Radierer — zu para-
phrasieren und das, was bei diesem tiefsinnigen Meister aller
Meister höchste Souveränität ist, ins Bravouröse und blut-
voll Elegante zu übersetzen, war sein Glück gemacht. Zorn
hat als Radierer die Holger Drachmann-Geste; dieRenommage
seines Strichs hat etwas Unwiderstehliches, weil nichts Un-
ehrliches darin ist, sondern ein ganz seltenes äußeres Können
und jene optimistisch liebenswürdige Frische, die auch den
schwedischen Landsmann Carl Larsson so populär gemacht hat.
Zorn ist ein Meister in der Rassigkeit seines Strichs, in der
Sicherheit, womit die Züge seiner Nadel über die Formen dahin-
fahren, und in der technischen Behandlung der Platte; doch
gehört er durchaus zu den Meistern zweiten Ranges, bei all
seiner Verve wird er auf die Dauer eintönig und langweilig.

Man vermißt in Romdahls Würdigung, neben solchen
Bedingungsworten, Angaben über Zorns Arbeitsweise. In
diesem Punkt hätte der Herausgeber kaum zu genau sein
können. Dieser Mangel wird freilich zum guten Teil durch
die Güte der Abbildungen wett gemacht. Sie sind aus-
gezeichnet — von A. Wohlfeld — gedruckt. Zorn läßt sich
ja gut reproduzieren; der Drucker hat aber alles heraus-
geholt was möglich war. Auch sonst ist das Buch sorg-
fältig gemacht. Es wirkt in der Reihe ähnlicher Bände
typographisch am überzeugendsten. Nicht einzusehen ist
auch in diesem Fall, warum die Bezeichnungen der Blätter
nicht so unter die Abbildungen gesetzt worden sind, wie
sie im Inhaltsverzeichnis stehen, und wie wir es hier mit
der Probeabbildung gehalten haben. Karl Scheffler.

E.Waldmann, Albrecht Altdorfer — The masters
of engraving and etching. The Medici Society, London.

Mehrere Bücher über Albrecht Altdorfer sind jüngst ziem-
lich gleichzeitig erschienen, nämlich außer den Darstellungen
von H. Tictze (Insel-Verlag) und mir (Br. Cassirer) von
Baldaß „Studien über die Entwicklungsfaktoren . . ." (Wien,
Holzel), endlich der vorliegende Katalog der Kupferstiche.

Ein neuer Typus der Werk Verzeichnisse hat sich heraus-
gebildet. Namentlich den modernen Meistern hat man
Oeuvre-Kataloge mit vollständiger Illustration gewidmet.
Das englische Unternehmen, für das Waldmann die Arbeit
in bezug auf Altdorfer mit vorbildlicher Sorgfalt geleistet
hat, will die nützliche, erwünschte und bewährte Form
systematisch auf die Katalogisierung der alten Meister an-
wenden.

Die Aufgabe besteht in Reproduktion aller Blätter, wo-
bei die lästige und oft im Gebrauch versagende Beschrei-
bung erspart wird, in Aufzählung und Beschreibung aller
„Zustände" und in Angabe der Sammlungen, wo jedes Blatt
zu finden ist. An Stelle der Bartsch-Ordnung — nach
den Gegenständen — tritt diejenige nach der Entstehungs-
folge. Im Werke Altdorfers gibt es eine ganze Reihe von
Stichen, die nur in wenigen Drucken bekannt geworden
sind. In bezug auf sie ist natürlich die Nachweisung der
Fundorte von hohem Werte. Was die „Zustände" angeht,
hat W. bei aller Bemühung nicht viel und nichts von Be-
lang entdeckt. Die Kritik in Hinsicht auf Echtheit bot wenig
Schwierigkeit, da alle Stiche des Meisters mit dem bekannten
Monogramm signiert sind. Eine Ausnahme ist die un-
signierte nackte Frau (B 60, W. 19, in London, British Mu-
seum) und dieses Blatt bleibt problematisch. Vielleicht ist
Erhard Altdorfer der Autor. Ebenso skeptisch stehe ich
dem einzigen Blatte gegenüber, das W. dem „Werk" einfügt,
dem Liebespaar im Rund (W. 74). Dieser Stich soll frei-
lich bezeichnet sein. Ist aber wirklich das Monogramm
mit den beiden A sichtbar? Der Abbildung nach ist nur
ein A zu sehen. Und der Stil überzeugt nicht.

Die Entstehungsfolge der Arbeiten ist mit klarer Ein-
sicht in des Meisters Entwicklung im großen und ganzen
zutreffend festgestellt. Die radierten Landschaften möchte
ich anders ansetzen als W., nämlich in die Zeit bald nach
1520 — statt um 1530.

Wie lehrreich die sozusagen natürliche Ordnung gegen-
über der künstlichen Bartsch-Ordnung erscheint, für den
Gebrauch der Sammlungen wird man an dem alten System
festhalten müssen, und zwar nicht nur deshalb, weil es
eingebürgert ist, sondern auch weil rasches und bequemes
Auffinden nur bei Reihung nach den Gegenständen ge-
sichert wird. Überdies ist die historische Abfolge in vielen
Stecherwerken gar nicht zu ermitteln, und das Aufstellungs-
prinzip muß doch für alle Meister ein und dasselbe sein.

Dieser Oeuvre-Katalog ergänzt aufs glücklichste die
Darstellungen der Altdorferschen Kunst, die in der letzten
Zeit erschienen sind. Der Kunstfreund begrüßt dankbar
den Überblick, den die Reproduktionen gewähren. Die
Bände dieser englischen Publikation — ein zweiter über

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