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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 9
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Waetzoldt, Wilhelm: Heinrich Wölfflin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0253

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HEINRICH WÖLFFLIN

VON

WILHELM WAETZOLDT

Wenn Heinrich Wölfflin nach sechsunddreißig-
jähriger Tätigkeit als Lehrer und Forscher
jetzt von seinem Amte scheidet, um ganz und gar
„der Erweiterung und Vertiefung des Kreises der
individuellen Bildung" zu leben, so folgt er auf
der Höhe des Daseins jener Mahnung Jakob Burck-
hardts, mit der er als junger Mensch noch wenig
anzufangen gewußt hatte: „Sorgen sie vor allem
für Ihre harmonische Ausbildung!" Die Bildungs-
forderung Weimars und die Bildungstradition Basels,
die Renaissanceauffassung vom Dilettanten als dem
„wahren" Menschen und das Humanitätsideal der

Anmerkung der Redaktion: Am 21. Juni vollendet
Heinrich Wölfflin sein sechzigstes Lebensjahr. Wir bringen
ihm mit diesem Aufsatz unsern Glückwünsch dar.

deutschen Klassiker, die Abneigung eines univer-
salen Kopfes gegen die Spezialistennaturen und
die Grundüberzeugung Burckhardts, daß Menschen-
tum höher steht als Gelehrtentum — all das klingt
in diesen Worten an. Der sie sprach, gehörte noch
einer goethisch empfindenden Menschheit an, und
der sechzigjährige Wölfflin tritt — so scheint es zu-
nächst — mit seinem Abschiedsbekenntnis zurück
in Reih und Glied der älteren Generationen. Es
gibt aber schon wieder eine Jugend, für die die
humanistischen Lebensideale neue Gültigkeit ge-
wonnen haben, und von ihrem Standpunkt aus ge-
sehen, enthält Wölfllins Entschluß mehr vomWillen
der Zukunft als vom Glauben der Vergangenheit.

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