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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 9
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0286

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Radierung gleich gewandt, leicht romantisch-rokokohaft an-
gehaucht. Die Gefahr des Gefälligwerdens liegt bei aller
angenehmen weiblichen Grazie zuweilen etwas nahe. Die
Arbeit geht der Künstlerin gar zu leicht von der Hand, man
möchte ihr für die Zukunft größere Vertiefung wünschen.

A. L. M.

PARIS

Anfang Mai wurde in Paris die Japan-Sammlung des ehe-
maligen Redakteurs der Gazette der Beaux-arts, Louis Goure,
versteigert. Goure, der mehrere der meistgelesenen großen
Werke über bildende Kunst (L'art gothique, Les musees de
France) geschrieben hat, die auch in Deutschland bekannt
waren, besaß eine große Sammlung ostasiatischer Kunst.
Er hatte dieser Kunst schon in den 1870 er Jahren in Paris
Eingang verschafft und ist durch sein Buch L'art japonais
einer der einflußreichsten Propagatoren derselben geworden.
Die Sammlung umfaßte alle Zweige japanischer Kunst wie
Lacke, Bronzen, Bilder, Holzschnitte.

CHEMNITZ
In der Kunsthandlung Gerstenberger ist eine mit viel
Umsicht und Sorgfalt eingerichtete Ausstellung „Romantik
und Biedermeier in der deutschen Malerei" eröffnet worden.
Eine stattliche Anzahl von Gemälden, Aquarellen und Hand-
zeichnungen, teils aus Museums- und Privatbesitz, sichert
der Ausstellung eine Bedeutung weit über die lokale Be-
grenzung hinaus. Die ganze Epoche der ersten Hälfte des
neunzehnten Jahrhunderts ist in Meisterwerken repräsentiert.
Unter den Gemälden fällt ein großes Seestück von C.C.Dahl,
eine Felsenschlucht von C. D. Friedrich und ein Familien-
bild von G. P. Schmitt auf. Außerdem sind alle derzeitigen
Maler von Rang vertreten. Äußerst wertvoll ist die Samm-
lung der Aquarelle und Handzeichnungen, darunter welche
von Bendemann, Blechen, Cornelius, Fohr, Friedrich, Führich,
Genelli, Hosemann, Kersting, den beiden Kobell, Oldach,
Rayski, Runge, Spitzweg, Wasmann, Menzel und anderen.
Der Katalog enthält 281 Nummern. M.

NEUE BÜCHER

Willy Wolfradt: Caspar David Friedrich und
die Landschaft der Romantik. Berlin, Mauritius-Ver-
lag, 1924.

Will man diesem Buche gerecht werden, so wird man
gut tun, es nicht zu ernst zu nehmen, in ihm nichts anderes
zu sehen als die freundliche journalistische Vorbereitung
auf die noch nicht geschriebene, aber begehrlich erwartete
Geschichte und Deutung von Friedrichs Leben und Kunst,
als eine poetisierende, ästhetisierende, philosophierende
Paraphrase des gemalten Werks, in ihrer ausschweifenden
Wortseligkeit nicht immer angenehm und Friedrichs karger
Größe selten gemäß, aber mit ihrer lebhaften Einfühlungs-
kraft in das eigentümliche Wesen Friedrichscher Stimmungs-
landschaft immerhin ein Beweis für die endlich nach hun-
dertjähriger Wartezeit breit einsetzende Schätzung dieser
„Erdlebenbildkunst" deutschester Prägung. Man könnte es
bei solcher Einordnung bewenden lassen, wenn nicht der
Verfasser selbst mit dem Anspruch aufträte, „Friedrichs
Wesen seinem vollen Umfange, seiner Tiefe nach zu er-
messen und zum ersten Male das Bild seiner Kunst zu
zeichnen, wie es sich in den geistesgeschichtlichen Zusam-
menhang fügt". Das fordert kritischere Wertung heraus.

Mag man noch so überzeugt diesen Buchtypus gelten
lassen, der nicht Forschung, sondern Einfühlung, nicht
Historie und Stilkritik, sondern „Wesensbestimmung" zu
geben sich bemüht — unmöglich wird man zugeben kön-
nen, daß diese Art der Kunstschriftstellerei der im eigent-
lichen Sinne forschenden voraufgehen dürfe. Vom „insge-
samten Wesen" kann fruchtbar erst dann gesprochen wer-
den, wenn der volle Umfang des Lebenswerks abgesteckt
und entwicklungsgeschichtlich geordnet, die Persönlichkeit
nach Herkunft, Charakter und künstlerischer Ausbildung

geklärt, zeitgeschichtliche Bedingtheit und Wechselwirkung
von Individualität und geistiger Umwelt festgestellt, Einfluß
und Nachleben des Genius sorgfältig erforscht worden ist.
Erst wenn diese Ergebnisse vorliegen, darf die Ausdeutung
einsetzen, nicht aber darf diese vorweggenommen werden
und sich anmaßen, „der endgültigen Forschung ein inneres
Recht zu geben". Das heifit die Dinge auf den Kopf stellen.

Offenbar hat auch der Verfasser selbst den Drang nach
Fixierung gewisser grundlegender Tatsachen gespürt und
sie seiner Wesensschau in Einleitung, Schlußkapitel und eini-
gen gut gearbeiteten Anmerkungen anzuhängen versucht.
Dadurch aber wird die Dürftigkeit der Ausbeute besonders
ärgerlich fühlbar. W.s Friedrich-Biographie ist die allererste
und dafür rein äußerlich schon auffallend kurz. Wenn sich
aber dennoch im engen Rahmen Raum genug findet, über
den „Zusammenhang des Hyperbelschemas und der Schrä-
gung" oder „Die Verschiebung des erotischen Maximums
von der Sexualität auf das Naturerlebnis" zu spintisieren,
so hat man auch das Recht auf gewisse ausreichende po-
sitive Auskünfte. Es genügt dann nicht als einzige Aus-
sage über den Vater des Künstlers, daß er ein „einfacher
Mann" war, und es befriedigt nicht als Aufschluß über die
künstlerische Ausbildung, daß der Name des Greifswalder
Zeichenlehrers genannt und an entfernter anderer Stelle
die dänische Malerei mit sehr oberflächlichen Sätzen abge-
tan wird, die bei vierjährigem Studienaufenthalt in Kopen-
hagen für Friedrich kaum völlig bedeutungslos geblieben
sein wird. Es wäre ferner gewiß unumgänglich, von
Friedrichs Bildnisarbeiten mehr zu erwähnen, als einzig die
Selbstbildniszeichnung der National-Galerie. (Wie denkt W.
über die neu aufgetauchten problematischen Familienbild-
nisse?) Nichts erfahren wir über die kunstgewerblichen Ent-

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