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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 11
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Scheffler, Karl: Das Berliner Museum ostasiatischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0335

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das neue Museum enthält, darf frei-
lich nicht vergessen werden, daß es
ein Torso ist und wohl noch lange
bleiben wird. Man brauchte nicht
darauf hinzuweisen, wenn es nicht
leicht wäre, die Sammlung abzu-
runden. Es ist nach wie vor zu
fordern, daß die künstlerisch wert-
vollen Objekte, die das benachbarte
Museum für Völkerkunde besitzt,
in das Museum für ostasiatische
Kunst überführt werden. Und es
sollte selbstverständlich sein, daß
das Schloßmuseum, das ehemalige
Museum für Kunstgewerbe, alles,
was es an ostasiatischem Porzellan
usw. besitzt, diesem Spezialmuseum
überweist. Es ist ein lächerlicher
Zustand, wenn hier Wichtiges fehlt,
was dort doch nur als Fremdkörper
wirkt. Eine einheitliche Behand-
lung des Museumsbesitzes ist durch-
aus nötig. Es ist nicht vernünftig,
wenn man in Berlin ostasiatische
oder islamische Kunst in zwei, wohl
gar in drei Museen aufsuchen muß.

Das neue Museum für ostasiati-
sche Kunst unterscheidet sich inso-
fern von allen anderen Museen, als
der Versuch gemacht worden ist,
die Räume im Ausmaß und in der
Stimmung japanischen Wohnräu-
men anzunähern und als mit be-
tonter Absichtlichkeit nur wenige
Gegenstände ausgestellt werden. Es
sind Plafonds eingezogen worden,
um die Räume niedriger und in
einigen Fällen Kojenwände, um sie
kleiner zu machen; die Wände sind
glatt, gehen ohne Gesimse zur
Decke über, sind einfarbig gestri-
chen und nur durch marmorartige
Muster und Goldspritzer diskret belebt. Hier und
dort ist eine Wand in Nischen aufgeteilt, um die
Bilder zu isolieren. Vor den breiten Atelierfenstern,
die mit hellen Stoffen abgeblendet sind, stehen
pultartige Vitrinen für die kleinen und kleinsten
Geräte. An den Wänden hängen Glaskästen, in
denen zarte Poterien, vor allem die Gegenstände,

DARUMA, FARBEN AUF PAPIER. JAPAN, 16. JAHRHUNDERT

die zur Teezeremonie gebraucht werden, N6-Mas-
ken u. a. aufgestellt sind. Die Sparsamkeit bei der
Aufstellung ist so weit getrieben, daß ein paar Wand-
schirme, zum Beispiel, zwei Wände vollständig in
Beschlag nehmen. Das ist nicht Armut. Es sind
Kunstwerke genug vorhanden, um dreimal voll-
ständig zu wechseln. Es ist Prinzip. Ein an sich

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