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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 11
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Preetorius, Emil: Über den japanischen Holzschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0339

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HIROSHIGE (1797-1858), WINTERLANDSCHAFT

MIT ERLAUBNIS VON R. PIPER & CO., VERLAG, MÜNCHEN

ÜBER DEN JAPANISCHEN HOLZSCHNITT

VON

EMIL PREETORIUS

Seit man das frühe China mit allem Zubehör
entdeckt hat und in reizgieriger Selbstflucht
immer fernere und geheimere und urtümlichere
Bezirke in den Kreis der Betrachtung gezogen, ist
der japanische Holzschnitt ziemlich vergessen oder
doch sein Ansehen erheblich reduziert. Behende
Kunstwisser haben ihn ja schon seit geraumer
Weile für eine Bagatelle erklärt oder, was schlimmer
ist, für ödes Kunstgewerbe. Und doch ist es der-
selbe japanische Holzschnitt, der noch vor einigen
Dutzend Jahren die letzte Sensation aller kunst-
kennerischen Zirkel war und vor einigen sechzig
Jahren (mit seinen späten Erzeugnissen sogar!) die
Impressionisten begeistern und auf ihren neuen
Wegen fördern konnte: wozu freilich einer jener
grundsätzlichen stilistischen Irrtümer gehörte, die
so manches Mal sich in der Kunstgeschichte als

fruchtbar erwiesen haben. Heute aber ist es wohl
am Platze, wieder einmal nachdrücklich auf diese
bedeutsame und eigenartige Kunstschöpfung zu
verweisen und ein Verdienst der nachstehend
angeführten Werke, daß sie gründlich sich mit
dem Thema befassen: der kleine Ausschnitt schon
ihrer Bildbeispiele läßt bei allen Mängeln mecha-
nischer Wiedergabe erkennen, auf welch seichten
Grund jenes vernichtende Urteil gebaut ist. - Daß
freilich der japanische Holzschnitt eine ziemlich
späte Schöpfung ist und daß er wie die ganze
Kunst, ja Kultur Japans, und zwar in einem Maße,
für das kaum noch eine Analogie in der Kultur-
geschichte erbracht werden kann, von der chine-
sischen abhängig, daß diese die eigentlich originale
ist: das zu wissen und zu sehen, muß man nicht
neunmal weise sein. Der japanische Holzschnitt

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