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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 11
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Preetorius, Emil: Über den japanischen Holzschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0348

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sorgfältig bearbeiteten Stoffs über den zierlichen
Harunobu und den gewaltigen Sharaku, von deren
Verschiedenheit ihre Kunst und ihr Schicksal ein
gleich beredtes Zeugnis geben (beide in 2. Auflage
bei R. Piper & Co., München). Mittelbar hierher
gehört ein viertes Werk von Kurth, das den chi-
nesischen Farbdruck behandelt und bei dem ge-
nauen Vergleich dieses graphischen Erzeugnisses
mit dem japanischen Holzschnitt zu einem ähn-
lichen Resultat kommt wie es oben angedeutet
wurde. (C. F. Schulz & Co., Plauen i. V.) Im
gleichen Verlag erschien ein höchst aufschluß-
reiches Werk über die Handzeichnungen der ja-
panischen Holzschnittmeister von Fritz E. Löwen-
stein, das allein gewichtig genug wäre, dem freund-
lichen Märchen von den Neuruppiner Bilderbogen
ein Ende zu machen — wenn dies Märchen nicht
gar so vornehm klänge! Und wiederum, im ge-
nannten Verlag sind noch zwei Werke an dieser
Stelle hervorzuheben: Succos Buch über Shunsho,
den Lehrer oder doch Vorgänger Sharakus und
mächtigeren Rivalen Kyonagas, der nicht nur
Mimendarsteller, sondern auch, wie hier über-
raschend ersichtlich wird, ein Maler von Grazie
und Zartheit war, und der schöne Band Meister-
werke ostasiatischer Graphik von Rudolf Bernoulli,
der freilich nur zum kleineren Teil japanische
Holzschnitte bringt, zum größeren den ganzen
Umkreis ostasiatischer Graphik zu erschöpfen sucht.

Daß er dabei unseres Erachtens zu weit geht, sei
nebenbei bemerkt: Gemälde sind keine Graphik,
auch wenn sie von Graphikern gemalt sind und
auf deren Holzschnittproduktion rückgewirkt haben.
Aber alle Abbildungen, die hier wie in den vor-
genannten Werken vortrefflich sind, zeigen Rara
höchst interessanter Art und meist von großer
Schönheit. Das gesamte Material stammt aus der
Berliner Kunstgewerbebibliothek. Auch einer der
kleinen, verdienstreichen Orbispictus-Bände (Ernst
Wasmuth A.-G., Berlin) befaßt sich mit dem ja-
panischen Holzschnitt und zwar dem primitiven.
Carl Einstein hat eine charakteristische Auswahl
aus der berühmten Sammlung Strauß-Negbaur zu-
sammengestellt und in dem Vorwort ein lebendiges
Bild der Welt des Holzschnittes gegeben. Das oben
schon erwähnte Buch Bachhofers endlich (Kurt
Wolff, München) enthält trotz seiner Problematik
im Ganzen manches gut Gesehene und Anregende,
krankt aber, glänzend ausgestattet, an einem etwas
zufällig zusammengebrachten Bildmaterial: es sind
nur einzelne, wirklich repräsentative Sammlungen
mit entsprechenden Blättern vertreten. Auch fehlt
jener merkwürdige Outsider Masayoshi mit einer
Probe seiner dem Holzschnittstil so widersprechen-
den malerischen Improvisationen, der der Voll-
ständigkeit zu liebe wie als eine die Regel
bestätigende Ausnahme hätte gebracht werden
sollen.

MARONOBU (1638-1714), LIEBESPAAR

AUS KURTH: DIE PRIMITIVEN DES JAPANISCHEN HOLZSCHNITTS. WOLFGANG JESS VERLAG, DRESDEN

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