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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 12
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Friedländer, Max J.: Das schöne Buch
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0373

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DAS SCHÖNE BUCH

MAX J. FRIEDLANDER

DieSprache bringt

es an den Tag.
Gewisse Wortbildun-
gen stellen die Zeit
bloß, in der sie auf-
kommen. Schon
„Kunstschrank" war
ein verdächtiger Aus-
druck für eine be-
denkliche Sache des
siebzehnten Jahrhun-
derts. Bezeichnun-
gen, wie „Kunst-
maler" und „Kunst-
bühne", die in neue-
rer Zeit beliebtgewor-
den sind, kündigen den Abschluß eines bedauer-
lichen Hergangs an. Zuerst war, wer mit Pinsel und
Farbe hantierte, in gewissem Sinn ein Künstler,

GEORG WALTER RÖSSNER, ILLU-
STRATION. HAND KOLORIERTE
RADIERUNG

auch wenn er bescheiden dienend, Nützliches und
Praktisches hervorzubringen hatte. Dann aber zog
sich das gestaltende Kunstgefühl gleichsam zurück
von dem weiten Ackerboden und richtete sich in
einem Luxus- und Ziergarten ein, wo es höchst an-
maßlich den Herrscher spielt. Unfähig geworden,
die ganze gewerkliche Produktion zu durchdringen,
betätigt es sich auf einem Teilgebiet, in der über-
flüssigen „guten Stube".

Mit dem Begriff „das schöne Buch" wird eine
Gattung des Buches von der Kunst reklamiert, die
Buchproduktion im allgemeinen aber ihrem Schick-
sal überlassen.

Ist der Sprachforscher mißtrauisch gestimmt
gegen die Blüte der Buchschönheit, so wird auch
dem Historiker bange, da er erwartet, daß die
Blüte sich an dem Stamm eines starken und ge-
sunden Schrifttums entfalte, aber feststellen muß,
daß die Zeitumstände dem Schriftwesen höchst un-

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