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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 12
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Pauli, Gustav: Die Bremer Presse
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0388

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MAX UNOLD, ILLUSTRATION ZU FLAUBERTS „LEGENDE VON ST. JULIAN, DEM GASTFREUNDLICHEN". HOLZSCHNITT

IM VERLAG DER MAREKS-GESELLSCHAFT

DIE BREMER PRESSE

VON

G. PAULI

Seitab von der Georgstraße liegt in München
das Haus der Bremer Presse im Garten einer
Vorstadtvilla versteckt, so daß es von einem Un-
kundigen schwerlich gefunden werden mag. Für
gewöhnlich sehen in den Großstädten solche um-
baute Gärten trübselig aus. Da drängen sich
kränkelnde Büsche und Bäume zusammen, vom
Ruß geschwärzt und vom Staub der benachbar-
ten Straße überblasen wie die blassen Menschen,
die in den üblen Wohnkasernen hausen und auf
der Straße vorüberhasten. In München dagegen
scheint es so, als wären solche Gärten vielmehr
ein übrig gebliebener Rest des freien Landes, den
die Bauunternehmer aus Unachtsamkeit vergessen
hätten zu ruinieren. Die Pflanzen fühlen sich hier
so wohl, als ob sie gar nichts davon wüßten, daß
sie in einer Großstadt wachsen. Sie ignorieren die
Häuser oder bedrohen sie geradezu mit ihren Ran-
ken und Blätterbüschen. Solch ein ahnungslos
zufriedener grünwuchernder Garten mit bunten
perennierenden Bauernblumen und Himbeerstauden
ist es, in dem sich das Haus der Bremer Presse
verbirgt. Ein ganz einfaches kleines Haus mit

verputztem Unterbau und Wänden, die wie in
einem Bergdorf aus behauenen Baumstämmen zu-
sammengefügt sind. Anscheinend besteht dieses
Haus noch gar nicht sehr lange, jedenfalls aber
bat es in seiner kurzen Existenz sich in den Garten
so gut eingelebt, daß es mit ihm völlig verwachsen,
ein Herz und eine Seele geworden ist. Als ich
nun Haus und Garten von außen und innen be-
sehen hatte und wieder meines Weges ging, fiel
mir eine wie ich gestehe wohl ganz unpassende
Inschrift ein, die ich an einem anderen minder
ernster Arbeit geweihten Hause fern im Süden ein-
mal gelesen hatte: HIC HABIT AT FELICITAS.

Natürlich klingt es frivol, von irgend jeman-
dem, zumal jetzt und in Deutschland, zu sagen,
er sei glücklich. Immerhin aber ist soviel ge-
wiß, daß den Menschen, die in der Gemeinschaft
der Arbeit in diesem Hause die Stunden des Tages
verbringen, glücklichere Bedingungen ihres Berufes
gewährt sind, als den allermeisten.

Fast alles, was zur Herstellung eines Buches
erforderlich ist, wird hier besorgt. Hier wird Schrift
gezeichnet, es wird gesetzt, gedruckt, korrigiert,

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