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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0401

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inn, der -

sind selten; und wenn sie da sind, so
haben sie die Schreibfaulheit der reinen
Augenmenschen. Wir müssen uns damit
begnügen, was, nach Duret und Meier-
Graefe, Emil Waldmann nun über Manet
geschrieben hat. Wir können es, denn
Waldmann zählt zu den wenigen deut-
schen Kunstschriftstellern, die mit ihren
Augen sehen und das Gesehene dann for-
mulieren können; er hat verstanden, wo-
rauf es bei Manet ankommt und hat sich
bemüht zu schreiben, wie aus dem Hand-
werk des Malers heraus.

Ferdinand von Rayski hat in Otto
Grautoff seinen Biographen gefunden
(G. Grotesche Verlagsbuchhandlung, Ber-
lin). Ein Buch über Rayski wäre längst
da, wenn es nicht so mühsam zu machen
wäre. Von dem in der Jahrhundertaus-
stellung 1906 erst wiederentdeckten Künst-
ler war nahezu nichts bekannt. Gedul-
dige Arbeit war nötig, um das Material
zu sammeln. Für das Resultat muß man
dankbar sein. Erst jetzt ist ein abschließen-
des Urteil möglich. Das Urteil wird von
dem des Verfassers abweichen; trotz
bewunderungswürdiger Höhepunkte ist
Rayski als Maler nicht, wofür Grautoff
ihn hält. Die zu große Liebe des Ver-
fassers für seinen Helden schadet aber
nichts. Sachlich ist nichts versäumt, was
ein selbständiges Urteil ermöglicht. We-
nigstens nicht vom Schriftsteller. Die Ab-
bildungstafeln unterstützen den Leser
nicht genügend. Wären sie klarer und
besser, so würde auch der nicht Geübte
erkennen, auf wie bescheidenem Niveau
Rayski verharren und zu welch verhält-
nismäßig erstaunlicher Höhe er in guten
Augenblicken auch emporsteigen konnte.

Carl Justis berühmtes Buch: Diego
Velasquez und sein Jahrhundert
(dritte Auflage, zwei-Bände, im Verlag
Friedrich Cohen, Bonn) sei nur erwähnt.
Der Wert des Buches steht seit langem
fest, einerlei wie das Urteil über Velasquez auch schwanken
mag. Es ist das Denkmal einer Methode. Ungemein an-
regend wäre es ja, über diese Methode zu sprechen und die
Seele des Buches zu suchen. Dazu bedürfte es jedoch
vieler Seiten. So sei nur angemerkt, daß das Werk mit
Hilfe August L. Mayers korrigiert und ergänzt worden ist,
sofern Forschungsergebnisse berücksichtigt werden mußten,
daß der Leser die Einfügung der — etwas grünlich geratenen
— Autotypien willkommen heißen wird und daß der Neffe
Ludwig Justi als Herausgeber zeichnet. Könnte ein solches
Buch heute noch geschrieben werden? Und was macht den
Zauber dieses in manchen Zügen eigentlich unsympathischen
Werkes aus? Im Gelehrten lebte ein Poet, das Werk ist eine
Dichtung: das ist das Entscheidende.

ALFRED KUBIN, ILLUSTRATION ZUM „DOPPELGÄNGER". FEDERZEICHNUNG

VERLAG GEORG MÜLLER, MÜNCHEN

Die Spanischen Reisebriefe Carl Justis (im selben
Verlag) mögen gleich mit erwähnt werden. H. Kayser hat
sie herausgegeben. Sie ergänzen den Velasquez und er-
scheinen zur rechten Zeit. Hinter den Italienischen Reise-
briefen, die vor einigen Jahren erschienen, bleiben sie zu-
rück. Justi erscheint in Spanien schwungloser als in Italien
und mehr berufsmäßig eingestellt. Seine Briefe sind trotz-
dem reich. Ein solcher Geist weiß mit allem, was er tut,
denkt und sagt, zu interessieren — selbst dort, wo er ab-
stößt.

Der elfte Band in der Sammlung Meister der Graphik
(im Verlage Klinkhardt & Biermann, Leipzig) ist Charles
Meryon gewidmet und von Goesta Ecke herausgegeben
worden. Ein Buch mit vielen Abbildungen nach den Radie-

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