DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:Heise, Carl Georg: "Deutsche Malerei in den letzten fünfzig Jahren": die Münchener Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0018
„DEUTSCHE MALEREI IN DEN LETZTEN FÜNFZIG JAHREN"
DIE MÜNCHENER AUSSTELLUNG
VON
CARL GEORG HEISE
Meier- Graefes Plan muß unbedingt verwirk-
licht werden: eine Ausstellung deutscher
Malerei von den Anfängen bis zur Gegenwart, in
knapper Auswahl Bestes an Bestes gereiht, um
uns selber klar zu werden, was im schönsten
Sinne deutsch und was innerhalb dieses besten
deutschen Kunstguts weltbedeutend ist. Der Plan,
schon vor Jahren mit Verve vorgetragen, war so
einleuchtend, daß er fast nur Zustimmung gefunden
hat — Widerstand indessen weckte die skizzierte
Auswahl der Werke. Daß die Ausführung auf
sich warten läßt, liegt nicht so sehr, wie ihr An-
reger es befürchtete, an der Schwerfälligkeit der
Museumsleiter als an der leidigen Unmöglichkeit,
auch nur annähernd eine Übereinstimmung in der
Verteilung der Akzente zu erreichen. Die vorge-
schlagene Liste mußte entmutigen. Niemand konnte
sie gutheißen.
Vielleicht ist es eine klärende Vorbereitung,
mit Teil-Verwirklichungen zu beginnen. Die letzten
fünfzig Jahre liegen im hellsten Lichte und doch
(oder gerade deswegen: je mehr Licht, desto ver-
wirrender die Fülle) sind hier die Meinungen
widersprechender als irgend sonst. Hier mußte an-
gefangen werden. Das Ergebnis aber darf nie-
manden verwundern. Die Beurteilung gleicht
der Einstellung gegenüber Meier-Graefes gesamt-
deutschem Ausstellungsplan: man begeistert sich
für den Gedanken, man gerät in erregtesten Dis-
put bei einer kritischen Wertung der Auswahl.
Man vergißt dabei, daß es ganz unfruchtbar ist,
mit der unmöglichen Voraussetzung an solche Ver-
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DIE MÜNCHENER AUSSTELLUNG
VON
CARL GEORG HEISE
Meier- Graefes Plan muß unbedingt verwirk-
licht werden: eine Ausstellung deutscher
Malerei von den Anfängen bis zur Gegenwart, in
knapper Auswahl Bestes an Bestes gereiht, um
uns selber klar zu werden, was im schönsten
Sinne deutsch und was innerhalb dieses besten
deutschen Kunstguts weltbedeutend ist. Der Plan,
schon vor Jahren mit Verve vorgetragen, war so
einleuchtend, daß er fast nur Zustimmung gefunden
hat — Widerstand indessen weckte die skizzierte
Auswahl der Werke. Daß die Ausführung auf
sich warten läßt, liegt nicht so sehr, wie ihr An-
reger es befürchtete, an der Schwerfälligkeit der
Museumsleiter als an der leidigen Unmöglichkeit,
auch nur annähernd eine Übereinstimmung in der
Verteilung der Akzente zu erreichen. Die vorge-
schlagene Liste mußte entmutigen. Niemand konnte
sie gutheißen.
Vielleicht ist es eine klärende Vorbereitung,
mit Teil-Verwirklichungen zu beginnen. Die letzten
fünfzig Jahre liegen im hellsten Lichte und doch
(oder gerade deswegen: je mehr Licht, desto ver-
wirrender die Fülle) sind hier die Meinungen
widersprechender als irgend sonst. Hier mußte an-
gefangen werden. Das Ergebnis aber darf nie-
manden verwundern. Die Beurteilung gleicht
der Einstellung gegenüber Meier-Graefes gesamt-
deutschem Ausstellungsplan: man begeistert sich
für den Gedanken, man gerät in erregtesten Dis-
put bei einer kritischen Wertung der Auswahl.
Man vergißt dabei, daß es ganz unfruchtbar ist,
mit der unmöglichen Voraussetzung an solche Ver-
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