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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 1
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Jessen, Peter: Vom Kunstgewerbe zur Kunst: der Aufstieg einer Bibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0046

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VOM KUNSTGEWERBE ZUR KUNST
DER AUFSTIEG EINER BIBLIOTHEK

VON

PETER JESSEN

Die Bibliothek des Kunstgewerbe-Museums in
Berlin heißt seit kurzem Staatliche Kunst-
bibliothek. Den neuen Namen hat sie im Laufe
von fast sechzig Jahren durch stetig sich weitende
Arbeit verdient. Ihre Entwicklung spiegelt die
entscheidenden Stufen der deutschen Kunstpflege.

Als Teil des „Deutschen Gewerbe-Museums" ist
sie 1867 durch tatkräftige Freunde des Handwerks
und der Industrie ins Leben gerufen worden. Sie
war bestimmt ins Weite zu wirken, vornehmlich
auf die Schaffenden, so wie ihre damals vorbild-
lichen Vorgängerinnen in London und Wien, und
wie die ringsum in Deutschland aufsprießenden
Schwesterbetriebe.

Dahin gab es zwei Wege. Man konnte die An-
sprüche des Tages voranstellen, den Begehr nach
handlichen Zierformen, pausbaren Vorlagen, markt-
gängigen Mustern. Manche Anstalten haben diesen
Lockungen nachgegeben und spüren noch heute
die Nachwehen. In Berlin ist die junge Bibliothek
vor solcher Irrung bewahrt worden. Die ersten
Leiter des Museums fühlten, daß das werdende
Kunstgewerbe einer dauerhafteren Grundlage be-
dürfe. Es war Julius Lessing, der mit beträcht-
lichem Aufwand einen gediegenen Bestand des
Besten beschaffte, was daheim und draußen über
das Ganze und die Einzelgebiete der Werkkunst
samt der Architektur veröffentlicht war, vom Alter-
tum bis zur Neuzeit, aus Abendland und Orient.
Auch für die wichtige Sammlung von Einzelblät-
tern nicht flüchtige Motivskizzen, sondern verläß-
liche Photographien. Das alles so, daß es dem
Handwerker und dem Künstler so gut wie dem
Kunstfreunde und dem Forscher Genüge tun konnte.
Ein Berliner Gelehrter hat erst jüngst dankbar be-
kundet, daß er schon als Schüler hier sich in die
monumentale Literatur seines Arbeitsgebietes habe
einführen können.

Zugleich drang mit klugem Geschmack der
Direktor der Unterrichtsanstalt, Ernst Ewald, darauf,
daß man aus der Gegenwart nicht die Flut der
Eintagsgebilde festhalte, sondern nur das wenige,
was einige Dauer verhieß. So darf sich die Biblio-

thek nicht nur dessen rühmen, was sie besitzt,
sondern auch dessen, was man ihr fern gehalten
hat. Als sie 1881 in den Neubau des Museums
einzog, stand sie unter ihresgleichen in Deutsch-
land zweifellos voran.

Schon war ihr der Zug zur Qualität eigen.
Man blieb ihm treu auch, als mit den achtziger
Jahren die übereifrige Kunstindustrie im Wettbe-
werb mit Paris laut und lauter nach Mustern des
Barock und Rokoko verlangte. Statt sich mit ober-
flächlichen Nachbildungen zu begnügen, stieg man
zu den Quellen. Der preußische Staat erwarb für
die Bibliothek die kostbare Sammlung des Archi-
tekten Destailleur, Ornamentstiche und Handzeich-
nungen alter Meister. Der Grundstock ward er-
gänzt durch einschlägige Bestände aus dem Kgl.
Kupferstichkabinett; er konnte dank ergiebiger
Mittel und auf zahlreichen Reisen im Laufe der
Jahre zur vollständigsten Ornamentstichsammlung
der Welt ausgebaut werden. Nebst dem Kunst-
gewerbe umfaßt sie auch die Baukunst und hat
dadurch früh die Architektenwelt Berlins der Biblio-
thek gewonnen. .

Die neunziger Jahre führten neue Aufgaben der
Kunstpflege herauf. Alfred Lichtwark, der die Bi-
bliothek kurze Zeit geleitet hat, ehe er 1886 sein
Werk in Hamburg begann, hatte gezeigt, wie auch
die freie Kunst sich planmäßig fördern lasse und
die Schule in ihren Dienst nehmen könne: ein
neues, fruchtbares Feld für eine auf öffentliches
Wirken gestellte Bibliothek I Gleichzeitig ward es
offensichtlich, daß das deutsche Kunstgewerbe auf
üble Abwege geraten war und nur der Anschluß
an die Gesamtkunst es retten könne. Wir wurden
des Virtuosenbetriebes und der Inzucht satt. Wir
erfuhren, wie in England echte Handwerkskünstler
der Werkkunst einen festen Boden gesichert hatten.
Auch bei uns standen frische Kräfte schaffenslustig
vor der Tür.

Pflichtgemäß haben die Bibliothek und ihre
Beamten sich zu Anwälten dieser neuen Möglich-
keiten gemacht. Was sich aus England lernen
ließ, ward durch Ankäufe, Ausstellungen, Vorträge

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