Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe (23.1925)

EUGENE DELACROIX, BLUMENSTILLEBEN. 1834

RAUM UND KÖRPER

VON

AUGUST ENDELL

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Alle bildende Kunst lebt im Räumlichen. Das in
jl\. ihr Wirksame ist Körper oder Raum. Beides
erscheint als das Allerselbstverständlichste und ist
doch ein fast undurchdringliches Rätsel. Wir hal-
ten beides mit Hilfe unserer Netzhautbilder, also
Räumliches durch ein Flächenhaftes. Und da-

mit sind wir mitten in den größten Schwierig-
keiten.

Wir sagen, wir sehen ein Haus und sehen doch
nur eine Fläche im Raum. Aber was ist eine solche
Fläche eigentlich? Die Mathematik gibt seltsamer-
weise eine unklare Antwort.

Anmerkung der Redaktion: In den Tagen, als dieser Aufsatz zum Druck gegeben wurde, ist August Endeil
vierundfünfzigjährig an den Folgen einer Krankheit gestorben, wogegen er sich jahrzehntelang hat wehren müssen. Mit
ihm ist einer der Pioniere der kunstgewerblichen und architektonischen Bewegung, die um die Jahrhundertwende ein-
setzte, dahingegangen. Gegenüber der Behauptung, Endeil sei bereits historisch geworden, ist festzustellen, daß eben jetzt
eine neue Baukunst auch auf sein Wollen und auf seine Formen zurückgreift. Endell war Leiter der Breslauer Akademie
und Kunstgewerbeschule und sollte ein Meisteratelier in Berlin übernehmen. Es ist sehr zu beklagen, daß es dazu nicht
gekommen ist, denn seine pädagogischen Gaben waren groß. Wir werden an dieser Stelle sicher noch oft von Endell
sprechen müssen, wie in der verflossenen Zeit häufig auch von ihm und seinen Arbeiten die Rede war. Inzwischen mag
sein Aufsatz für ihn zeugen — besser als jeder Nachruf es könnte.

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