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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 11
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Zucker, Paul: Bilanz der Architektur, [1]: die internationale Kunstgewerbeausstellung Paris 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0457

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ARNOLD BÖCKLIN, AQUÄDUKT BEI TIVOLI

AUSGESTELLT BEI HUGO PERLS, BERLIN

BILANZ DER ARCHITEKTUR

PAUL ZUCKER

Die internationale Kunstge

Überall sonst in der Welt hätte diese Ausstellung statt-
finden dürfen, in Dresden oder in Barcelona, in Prag
oder in Stockholm, — nur nicht gerade dort, wo die Maß-
stäbe einer durchaus lebendigen Vergangenheit allzu deut-
lich die gutgemeinte Krampfhaftigkeit einer literarisch-un-
sinnlichen Moderne konturieren. Auch der fanatischste Re-
volutionär, der extremste Apostel des Rechtes der Lebenden,
kann sich unmöglich der Besonderheit dieser Atmosphäre
entziehen, deren perlmutternes Leuchten von dem Hauch
vergangener formgewordener Jahrhunderte zu irisieren
scheint. Nicht nur in der Sphäre des Politischen ist Ge-
schichte realer Wert, auch im Bezirk der Kunst bleibt Ge-
schichte lebendige Kraft und nicht nur Gegenstand des
Sammlertums.

Das klingende Maß dieser Straßen, die vollkommene
Weisheit dieser geschlossenen Plätze, das Ineinander von
organisch Gewachsenem und planvoll Erdachtem ist so
zwingend, daß Einzelheiten der Architektur, nur allzuoft

I

Werbeausstellung Paris 1925

banal und nichtssagend, ebensowenig ins Bewußtsein treten,
wie die leere Geste so zahlreicher Denkmäler. Und wie
diese raumbildende Kraft der Stadt suggestiv Maßstäbe des
Formalen gibt, so im Farblichen das Werk der beiden großen
Malergenerationen, von Corot bis Cezanne, die einzige und
entscheidende Leistung des neunzehnten Jahrhunderts in der
bildenden Kunst. Das ist mehr als historische Erinnerung,
durchaus lebendiges Erlebnis, fruchtbar und weiterzeugend,
wie jeder Blick in den „Salon", in die Ausstellungen der
einzelnen Kunsthändler beweist, — so daß selbst jetzt noch
rein qualitativ ein Durchschnitt problemloser malerischer
Kultur allgemein ist, wie niemals bei uns.

Und nun diese „Exposition internationale des Arts De-
coratifs"! Durchaus im Bewußtsein der Gefahr verallge-
meinernder Urteile, völlig im Klaren über die Möglichkeit,
daß eine im wesentlichen negative Wertung vielleicht als
politisches oder gar chauvinistisches Ressentiment ausge-
legt werden könnte, muß doch eine überraschende Impo-

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